Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 2<br />
Daraus erklärt sich die Reaktion: In einem "Individualismus<br />
"rebours" kommt es nämlich zu einem kollektivistischen Totalitarismus.<br />
– Um auch diesen mit Wojtyłas Worten zu kennzeichnen<br />
(317f): "Im Totalitarismus dominiert das Bedürfnis, sich vor<br />
dem Individuum zu schützen, vor dem Individuum, das gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
in feindlicher Absicht die Gemeinschaft <strong>und</strong> die Gesellschaft<br />
umlauert. Weil vorausgesetzt wird, dass im Individuum<br />
nur das Streben nach dem individuellen Guten steckt [...], kann<br />
jegliches gemeinsame Gute nur über die Beschränkung des Individuums<br />
entstehen [... ] gemäß <strong>der</strong> anti-individualistischen<br />
Orientierung, in <strong>der</strong> man leicht die Gr<strong>und</strong>lage des Individualismus<br />
entdecken kann, nur gleichsam von <strong>der</strong> entgegengesetzten<br />
Seite her <strong>und</strong> mit den entgegengesetzten Zielen."<br />
3. We<strong>der</strong> Individualismus noch Kollektivismus lösen die Aufgabe<br />
eines humanen Miteinan<strong>der</strong>s von <strong>Person</strong>en in Bezug. Im<br />
Individualismus bleiben Beziehungen beiläufig <strong>und</strong> äußerlich;<br />
denn <strong>der</strong> Einzelne versteht nur sich selbst als ein Ganzes, nicht<br />
die Gemeinschaft. Die ist ihm bloß ein Neben- <strong>und</strong> Gegeneinan<strong>der</strong><br />
solcher "Monaden". Umgekehrt gibt es im Kollektivismus<br />
nur den einen durchgreifenden Gesamt-Bezug; die Einzelnen<br />
können nicht sich beziehen, da sie nur Partikel, Momente o<strong>der</strong><br />
Schnittpunkte im Ganzen bilden. Was ließe sich dem gegenüber<br />
als angemessene Beziehungs-Gestalt benennen?<br />
K. Wojtyła greift hierfür auf den traditionsreichen Begriff <strong>der</strong><br />
participatio <strong>zur</strong>ück. Sie macht, schreibt er, "die Eigentümlichkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Person</strong> selbst aus, ihre innere <strong>und</strong> homogene Eigentümlichkeit,<br />
die bestimmend ist dafür, dass die <strong>Person</strong>, die 'gemeinsam<br />
mit an<strong>der</strong>en' existiert <strong>und</strong> handelt, als <strong>Person</strong> existiert <strong>und</strong><br />
handelt". 122<br />
Oben (Anm. 58) haben wir den statischen Begriff <strong>der</strong> "Teilhabe"<br />
bereits zum "Austausch" dynamisiert. Und solcher Austausch<br />
kommt nicht bloß von ungefähr zustande. <strong>Person</strong> ist nach<br />
<strong>der</strong> eingeführten Definition des Boethius zwar eine "individuelle<br />
Substanz", doch eine solche "vernünftiger Natur". Vernunft aber<br />
meint Offenheit für..., Ausrichtung auf... Es ist sogar nicht bloß<br />
so, dass wir des Austauschs <strong>und</strong> Gesprächs mit an<strong>der</strong>en bedürfen:<br />
wir "sind" vielmehr "ein Gespräch". 123 Gr<strong>und</strong>legende Per-<br />
_______________<br />
122 A. a. O. 312. Vgl. <strong>der</strong>s, <strong>Person</strong>: Subjekt <strong>und</strong> Gemeinschaft, in: K.<br />
Wojtyla / A. Szostek / T. Styczeń, Der Streit um den Menschen, Kevelaer<br />
1979, 11-68, 56 ff.<br />
123 F. Höl<strong>der</strong>lins: "... Seit ein Gespräch wir sind..." Versöhnen<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong>..., 3. Fass.: Sämtl. Werke (Kl. Stuttg. Ausg. [Beißner]) II 143.