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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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62<br />

Kapitel 2<br />

Daraus erklärt sich die Reaktion: In einem "Individualismus<br />

"rebours" kommt es nämlich zu einem kollektivistischen Totalitarismus.<br />

– Um auch diesen mit Wojtyłas Worten zu kennzeichnen<br />

(317f): "Im Totalitarismus dominiert das Bedürfnis, sich vor<br />

dem Individuum zu schützen, vor dem Individuum, das gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

in feindlicher Absicht die Gemeinschaft <strong>und</strong> die Gesellschaft<br />

umlauert. Weil vorausgesetzt wird, dass im Individuum<br />

nur das Streben nach dem individuellen Guten steckt [...], kann<br />

jegliches gemeinsame Gute nur über die Beschränkung des Individuums<br />

entstehen [... ] gemäß <strong>der</strong> anti-individualistischen<br />

Orientierung, in <strong>der</strong> man leicht die Gr<strong>und</strong>lage des Individualismus<br />

entdecken kann, nur gleichsam von <strong>der</strong> entgegengesetzten<br />

Seite her <strong>und</strong> mit den entgegengesetzten Zielen."<br />

3. We<strong>der</strong> Individualismus noch Kollektivismus lösen die Aufgabe<br />

eines humanen Miteinan<strong>der</strong>s von <strong>Person</strong>en in Bezug. Im<br />

Individualismus bleiben Beziehungen beiläufig <strong>und</strong> äußerlich;<br />

denn <strong>der</strong> Einzelne versteht nur sich selbst als ein Ganzes, nicht<br />

die Gemeinschaft. Die ist ihm bloß ein Neben- <strong>und</strong> Gegeneinan<strong>der</strong><br />

solcher "Monaden". Umgekehrt gibt es im Kollektivismus<br />

nur den einen durchgreifenden Gesamt-Bezug; die Einzelnen<br />

können nicht sich beziehen, da sie nur Partikel, Momente o<strong>der</strong><br />

Schnittpunkte im Ganzen bilden. Was ließe sich dem gegenüber<br />

als angemessene Beziehungs-Gestalt benennen?<br />

K. Wojtyła greift hierfür auf den traditionsreichen Begriff <strong>der</strong><br />

participatio <strong>zur</strong>ück. Sie macht, schreibt er, "die Eigentümlichkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Person</strong> selbst aus, ihre innere <strong>und</strong> homogene Eigentümlichkeit,<br />

die bestimmend ist dafür, dass die <strong>Person</strong>, die 'gemeinsam<br />

mit an<strong>der</strong>en' existiert <strong>und</strong> handelt, als <strong>Person</strong> existiert <strong>und</strong><br />

handelt". 122<br />

Oben (Anm. 58) haben wir den statischen Begriff <strong>der</strong> "Teilhabe"<br />

bereits zum "Austausch" dynamisiert. Und solcher Austausch<br />

kommt nicht bloß von ungefähr zustande. <strong>Person</strong> ist nach<br />

<strong>der</strong> eingeführten Definition des Boethius zwar eine "individuelle<br />

Substanz", doch eine solche "vernünftiger Natur". Vernunft aber<br />

meint Offenheit für..., Ausrichtung auf... Es ist sogar nicht bloß<br />

so, dass wir des Austauschs <strong>und</strong> Gesprächs mit an<strong>der</strong>en bedürfen:<br />

wir "sind" vielmehr "ein Gespräch". 123 Gr<strong>und</strong>legende Per-<br />

_______________<br />

122 A. a. O. 312. Vgl. <strong>der</strong>s, <strong>Person</strong>: Subjekt <strong>und</strong> Gemeinschaft, in: K.<br />

Wojtyla / A. Szostek / T. Styczeń, Der Streit um den Menschen, Kevelaer<br />

1979, 11-68, 56 ff.<br />

123 F. Höl<strong>der</strong>lins: "... Seit ein Gespräch wir sind..." Versöhnen<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong>..., 3. Fass.: Sämtl. Werke (Kl. Stuttg. Ausg. [Beißner]) II 143.

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