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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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124<br />

Kapitel 5<br />

Erscheinung – die es darum auch nicht eigentlich sein kann:<br />

"Das Ich ist Erscheinung, <strong>und</strong> doch nicht die Erscheinung selbst<br />

als solche; es ist nur Bild <strong>der</strong> Erscheinung" (Drechsler 312).<br />

Was auf den ersten Blick paradox klingt, ist indes nichts<br />

an<strong>der</strong>es als die Konsequenz <strong>der</strong> Rede vom Bild-Bild <strong>und</strong> dürfte<br />

bei näherem Hinblick auf das Wesen von Erscheinung einsichtig<br />

werden. Ein Abbild schafft zwar seinen Gegenstand (das<br />

"Urbild") nicht; aber es stellt doch dessen "Konterfei" her <strong>und</strong><br />

dar. Eben darum aber tritt <strong>der</strong> Abgebildete hier auch nicht<br />

wirklich selbst auf, son<strong>der</strong>n wird "in absentia" durch es vertreten,<br />

in Erinnerung gerufen. Nicht so beim Bild als Erscheinung.<br />

Es "macht" vielmehr auf die Weise sichtbar, dass – "durch" es<br />

<strong>und</strong> in ihm – das Erscheinende selbst "sich versichtbart". Nicht<br />

bloß das Erscheinende also wird nicht vom Bilde "(nach)geschaffen",<br />

son<strong>der</strong>n auch nicht dessen Erscheinen; es selbst erscheint<br />

selbst – <strong>und</strong> ist <strong>der</strong>art da. Das Bild aber "dient" dem<br />

Erscheinungsgeschehen.<br />

Weiß nun das Bild um sich selbst, dann muss es nicht bloß<br />

um sein Erscheinung- (statt bloß Abbild-) sein wissen, son<strong>der</strong>n<br />

auch um sein Unterschiedensein von diesem eigentlichen<br />

(Selbst-)Erscheinen. Der Spruch des Propheten ist nicht/ist<br />

"Spruch des Herrn"; "Wer mich sieht, hat den Vater gesehen"<br />

bzw. den hat dessen Blick getroffen. – Man sieht, wie sich das<br />

"Durch" bereichert: "ein Leben in <strong>der</strong> Form des Durch, ein<br />

lebendiges Durch" (IX 46).<br />

3. In dieser Lehre vom "absoluten Bild" zeigt sich nun eine<br />

durchgängige Polarität: "des Ich als eines individuellen Ich <strong>und</strong><br />

des Ich als <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Iche, als des Inbegriffs <strong>der</strong><br />

Menschheit <strong>und</strong> des Systems <strong>der</strong> Iche" (Drechsler 360). Der<br />

Inbegriff als "Eines Ich ist nicht in <strong>der</strong> Wirklichkeit" (IX 558):<br />

"Das eigentliche Urbild aber wird niemals wirklich, son<strong>der</strong>n<br />

liegt über aller Zeit, als ewig unsichtbarer Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Gesetz<br />

<strong>und</strong> Musterbild des unendlichen Fortbildens in <strong>der</strong> Zeit" (XI<br />

152).<br />

Mag es also einen konkreten Heiland geben, den Herrn als solchen<br />

gibt es hiernach einzig als Prinzip? Das tradierte Selbstverständnis<br />

des christlichen Credo wäre danach ein Selbst-<br />

Missverständnis. Im Blick auf die reale Geschichte wäre <strong>der</strong><br />

pluralistischen Religionstheologie zu folgen. Absolut ist einerseits<br />

<strong>der</strong> unfassliche Gott, an<strong>der</strong>erseits das von uns erwartete<br />

Heil. 304 Was W<strong>und</strong>er, dass heute die Christologie weithin in die<br />

_______________<br />

304 P. Knitter: "Unser Absolutes ist nicht Christus, noch nicht einmal

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