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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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28<br />

Kapitel 1<br />

Käme es jedoch <strong>zur</strong> faktischen Tötung, wäre das Ziel gegenseitiger<br />

Anerkennung im Erreichen verloren. So verteilt Hegel<br />

die Gewichte ungleich. Dem Selbst, das den Tod riskiert, als dem<br />

Herrn stellt er das am Leben hängende als Knecht gegenüber. 49<br />

Damit wird aber auch die Anerkennung ungleichgewichtig. Der<br />

Herr wird nur von einem Knecht anerkannt <strong>und</strong> <strong>der</strong> von ihm<br />

nur im Modus <strong>der</strong> Verachtung. Doch gerät <strong>der</strong> Knecht eben<br />

hierdurch in eine Selbstkonfrontation, die ihm in <strong>der</strong> gehorsam<br />

geleisteten Arbeit ermöglicht, seine "Begierde zu hemmen" (Ph<br />

135), also nachträglich die Distanzierung von den Lebenswünschen<br />

zu lernen <strong>und</strong> im Bilden von etwas, dem gestalteten Werk,<br />

sich selber zu bilden.<br />

Damit erscheint nun im Ungleichgewicht des Verhältnisses<br />

schon eine f<strong>und</strong>amentale innere Gleichheit: im Stoizismus, <strong>der</strong><br />

dem Einzelnen erlaubt, "wie auf dem Throne so in den Fesseln,<br />

in aller Abhängigkeit seines einzelnen Daseins frei zu sein" (138).<br />

Die weiteren Schritte – über die Etappen von Skeptizismus <strong>und</strong><br />

unglücklichem Bewusstsein über das "geistige Tierreich" <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zu Moral <strong>und</strong> Sittlichkeit – sind jetzt nicht nachzuzeichnen.<br />

Am Ziel jedenfalls ist <strong>der</strong> ursprüngliche Begriff des<br />

Geistes wie<strong>der</strong>gewonnen: "Ich, das Wir, <strong>und</strong> Wir, das Ich ist" (Ph<br />

127). Und die Aneignung dieses Gewinns mündet ins "versöhnende<br />

Ja, worin beide Ich von ihrem entgegengesetzten<br />

Dasein ablassen" (Ph 442).<br />

Dies (worum es eigentlich schon in <strong>der</strong> Entgegensetzung des<br />

Kampfs ging) "ist das Dasein des <strong>zur</strong> Zweiheit ausgedehnten<br />

Ichs, das darin sich gleich bleibt, <strong>und</strong> in seiner vollkommnen<br />

Entäußerung <strong>und</strong> Gegenteile die Gewissheit seiner selbst hat; –<br />

es ist <strong>der</strong> erscheinende Gott mitten unter ihnen, die sich als das<br />

reine Wissen wissen" (ebd.).<br />

Wie indes steht es um Eigensein <strong>und</strong> Leben <strong>der</strong> Versöhnten?<br />

Aufbewahrt werden die Gestalten nach ihrem Zufälligkeits-Dasein<br />

in <strong>der</strong> Geschichte, wesentlich in <strong>der</strong> "Wissenschaft des<br />

erscheinenden Wissens". Und "beide zusammen, die begriffne Geschichte,<br />

bilden die Erinnerung <strong>und</strong> die Schädelstätte des<br />

_______________<br />

49 J. Schmidt: "Bei genauerer Betrachtung ist erkennbar, dass in dieser<br />

sich neu herausbildenden Ordnung die in jedem Selbstbewusstsein<br />

antreffbaren Momente <strong>der</strong> Freiheit <strong>und</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Faktizität<br />

– in gegensätzlicher Akzentuierung ihrer Synthese – sich an verschiedene<br />

Subjekte verteilen." "Geist", "Religion" <strong>und</strong> "absolutes Wissen". Ein<br />

Kommentar zu den drei gleichnamigen Kapiteln aus Hegels Phänomenologie<br />

des Geistes, Stuttgart 1997, 33.

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