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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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118<br />

Kapitel 5<br />

3. Nicht zu diesen Wahrheiten gehört nach dem Bedachten, dass<br />

"Jesus <strong>der</strong> Herr" ist. Das glaubt <strong>der</strong> Christ; aber ohne es philosophisch<br />

begründen zu können. Verantworten muss er freilich<br />

können (1 Petr 3,15), dass er dies glaubt; <strong>und</strong> dazu muss er wenigstens<br />

für die Nicht-Unmöglichkeit einer solchen "Geschichts-<br />

Wahrheit" eintreten können. Philosophisch steht also keine konkrete<br />

Jesus-Christologie an, wohl aber eine "transzendentale".<br />

Dass auch sie kaum in <strong>der</strong> Beobachterperspektive möglich sein<br />

dürfte, bedeutet hier so wenig einen Einwand wie etwa im Fall<br />

philosophischer Ethik o<strong>der</strong> Ästhetik. (Dort bindet tatsächlich<br />

niemand – an<strong>der</strong>s als in manchen "Religionsk<strong>und</strong>e"-Konzepten –<br />

Kompetenz an Unmusikalität.)<br />

Gr<strong>und</strong>bestimmung eines dieserart christlichen Denkens ist<br />

die Option für das Freiheitlich-<strong>Person</strong>ale gegenüber kosm(olog)ischer<br />

"Transpersonalität". Erst in diesem Horizont erhalten<br />

Kategorien wie Schöpfung, Geschichte, Schuld <strong>und</strong> Vergebung,<br />

Freigebigkeit <strong>und</strong> Anbetung ihren Ort.<br />

Zugleich kann auch solches Philosophieren nochmals unterschiedlichen<br />

Zielen <strong>und</strong> Vorgehensweisen folgen: eher subjektiv,<br />

"existentiell" o<strong>der</strong> eher objektiv sachlich. Unter den viae, den<br />

Wegen zu Gott beispielsweise steht auch im Mittelalter (trotz<br />

Augustinus) die von Platon eingeführte kosmologische Argumentation<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Erst John Henry Newman geht den<br />

Weg <strong>der</strong> "Gotteserfahrung im Gewissen". 291<br />

_______________<br />

sophie" zu sprechen, "die we<strong>der</strong> Mythos noch Theologie kennt, <strong>und</strong> die<br />

dennoch, noch immer, das zu sein beansprucht, was Pythagoras-Platon-<br />

Aristoteles 'Philosophie' genannt haben" (J. Pieper, Über das Dilemma<br />

einer nicht-christlichen Philosophie, in: Werke (Anm. 102) 3, 300-307,<br />

304.).<br />

Im übrigen ist die Gr<strong>und</strong>erfahrung des <strong>Glaube</strong>ns bislang wohl noch<br />

nicht wirklich (denk)formbildend geworden. Ich stimme Max Scheler zu,<br />

es sei "zu einem philosophischen Welt- <strong>und</strong> Lebensbild, das originär <strong>und</strong><br />

spontan aus dem christlichen Erlebnis heraus entsprungen wäre, überhaupt<br />

niemals gekommen [...] Es gibt in diesem Sinne <strong>und</strong> gab nie eine<br />

'christliche Philosophie', sofern man unter diesen Worten nicht, wie<br />

üblich, eine griechische Philosophie mit christlichen Ornamenten,<br />

son<strong>der</strong>n eine aus <strong>der</strong> Wurzel <strong>und</strong> dem Wesen des christlichen Gr<strong>und</strong>erlebnisses<br />

durch selbstdenkerische Betrachtung <strong>und</strong> Erforschung <strong>der</strong> Welt<br />

entsprungenes Gedankensystem versteht." Schriften <strong>zur</strong> Soziologie <strong>und</strong><br />

Weltanschauungslehre (GW 6), Bern-München 21963, 87 (Liebe <strong>und</strong><br />

Erkenntnis).<br />

291 Siehe J. Sp., Denken vor Gott. Philosophie als Wahrheits-Liebe,<br />

Frankfurt/M. 1996, Kap. 6 (John Henry Newman: Gewissens-Licht).

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