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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Freiheit <strong>und</strong> das Böse 49<br />

"Das Böse" benennt im Deutschen das moralische Übel. Das<br />

ist nicht die ursprüngliche Bedeutung des Wortes. Die war<br />

"aufgeblasen, geschwollen" (siehe "Beule", "Bausch"), noch heute<br />

ist landschaftlich etwa von einem "bösen Bein" die Rede. Und<br />

eine Schwierigkeit unseres Themas liegt eben darin, dass auch in<br />

ethischen Diskussionen weithin das Böse vor allem, wenn nicht<br />

ausschließlich, in <strong>der</strong> Verursachung von natürlichem Übel gesehen<br />

wird.<br />

Es zeigt sich, dass schon die Frage, was das Böse sei, in<br />

einem doppelten Sinn gestellt werden kann. Einerseits lässt sich<br />

fragen, was hier <strong>und</strong> jetzt gut o<strong>der</strong> böse sei, in einer bestimmten<br />

Situation o<strong>der</strong> auch für einen bestimmten "Typ" von Handlungen<br />

<strong>und</strong> Situationen. Damit befassen sich nicht bloß die konkreten<br />

Ethiken (oft "Bindestrich-Ethiken" genannt), son<strong>der</strong>n die<br />

Ethik überhaupt, als Wissenschaft von dem, was zu tun <strong>und</strong> zu<br />

lassen ist.<br />

An<strong>der</strong>erseits stellt sich die gr<strong>und</strong>sätzliche Frage, worin das<br />

Böse-sein, die Bosheit des Bösen als solchen bestehe. Man könnte<br />

beides auch so unterscheiden, dass die Ethik nach dem sittlich<br />

Richtigen (bzw. Falschen) fragt, wir aber jetzt – "meta-ethisch" –<br />

nach dem "Wesen" des (moralisch) Guten <strong>und</strong> Bösen.<br />

Das Böse als eine sittlich-moralische Gegebenheit gibt es<br />

allein im Raum von Freiheit. Außerhalb ihrer findet sich nur<br />

natürliches Übel, die Grenzen <strong>der</strong> Freiheit sind zugleich die des<br />

Bösen, <strong>und</strong> mit <strong>der</strong>en Einschränkung min<strong>der</strong>t auch es sich. Je<br />

schwächer Willenskraft <strong>und</strong> Freiheit, desto mehr ist <strong>der</strong> Täter<br />

entschuldigt (bis zum Punkt <strong>der</strong> Un<strong>zur</strong>echnungsfähigkeit). Das<br />

Böse besteht in <strong>der</strong> wissend-freien Selbstverfehlung eines Subjekts.<br />

– An<strong>der</strong>erseits führt, wie gesagt, das Nein zum Du-sollst in<br />

die Sklaverei des Muss. Frei findet sich, wem es um die Wahrheit<br />

zu tun ist; wer taktieren muss, verstrickt sich. Das Böse ist<br />

kein Nichts, aber schlechthin nichtig. 94<br />

Auf das Subjekt hin gesprochen, ist das Böse sittlich-moralische<br />

Schuld. (Schuld vor Gott heißt dann Sünde.) Ein weiterer<br />

schwieriger Begriff; denn angesichts von Schuldvorwürfen sucht<br />

<strong>der</strong> Mensch fast unausweichlich nach Entschuldigungen. Und<br />

eine verbreitete Entschuldigungsstrategie besteht in <strong>der</strong> "Vertie-<br />

_______________<br />

94 F. v. Baa<strong>der</strong> drückt das einmal so aus, es sei "<strong>der</strong> Charakter des<br />

Bösen, dass es immer mit Energie anfängt <strong>und</strong> mit Schwäche aufhört. –<br />

Das Böse als Bruchteil depotenziert sich stets durch seine Potenzierung,<br />

wie das in den Zahlenbrüchen <strong>der</strong> Fall ist". Erläuterungen <strong>zur</strong> Lehre <strong>der</strong><br />

Freiheit, Nr. 49: WW (1851ff.; Neudruck Aalen 1963), VIII 192.

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