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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Freiheit <strong>und</strong> das Böse 63<br />

sonvollzüge: Fragen, Antworten, Versprechen geben, Anerkennen,<br />

Lieben sind allein als interpersonale möglich.<br />

Wie aber haben wir diese "Kontur" von Freiheit zu denken?<br />

Nahe legt sich – unter dem Stern Autarkie – ihr Verständnis als<br />

Grenze <strong>und</strong> Bedürfnis: Mangel; also wenn nicht als böse, so<br />

doch als Übel, "metaphysisch" nach dem von Leibniz eingeführten<br />

dritten "malum". Aber gibt es Fre<strong>und</strong>schaft, weil das<br />

Individuum sich nicht allein genügt, weil es gar – nach dem<br />

Strafschnitt <strong>der</strong> Götter – als Hälfte herumirrt, in Suche nach<br />

seiner an<strong>der</strong>en ("besseren"?) Hälfte? O<strong>der</strong> wäre umgekehrt <strong>der</strong><br />

Mensch darum keine selbst-ger<strong>und</strong>ete Kugel, damit es das Fest<br />

des Austauschs geben könne?<br />

Freiheit sei Freigebigkeit, libertas liberalitas, schreibt Walter<br />

Kern. 124 Wirklich frei ist Freiheit erst, wenn sie frei gibt <strong>und</strong><br />

freigibt – im Gegenüber zu an<strong>der</strong>er Freiheit. – Doch auch dies<br />

lässt sich nochmals verschieden lesen. Zunächst ist zu klären, ob<br />

solches Geben seinerseits dranghaft ihrem Wesen entspricht – im<br />

Sinne Plotins, also die "Armut des Reichen" bedeutet, – o<strong>der</strong><br />

selbst ein Freiheitsgeschehen darstellt. 125 Dafür wird hier votiert.<br />

Damit aber stehen wir vor einer letzten Alternative: Man<br />

kann im Votum für die Freiheit <strong>der</strong> Freigebigkeit zugleich <strong>und</strong><br />

eigentlich für ein Adels- <strong>und</strong> Souverän-Verständnis von Freiheit<br />

votieren. Es ginge schließlich also doch – auch in <strong>der</strong> Lage des<br />

nicht Allein- <strong>und</strong> All-Ein-Seins – um Autarkie. Worin an<strong>der</strong>s<br />

nämlich sollte <strong>der</strong> Gipfel von Freiheit bestehen, wenn nicht in<br />

<strong>der</strong> Realisierung ihrer höchsten Möglichkeiten? Also zu schenken,<br />

mitzuteilen, sich selbst mitzuteilen; zuhöchst Sein zu<br />

schenken – <strong>und</strong> es neuerlich zu schenken in schöpferischem Vergeben?<br />

– Solche Freiheit ist göttlich; <strong>und</strong> des Menschen Höchstes<br />

wäre, sich dem anzunähern.<br />

Hier ist das Votum an<strong>der</strong>s gemeint. Ich sehe das Eigentlichste<br />

von Freiheit darin, dass sie an<strong>der</strong>er Freiheit nicht dies<br />

<strong>und</strong> jenes, nicht einmal einfach sich gibt <strong>und</strong> mitteilt, son<strong>der</strong>n<br />

ihr gerade das eigene Können, die ihr eignenden Möglichkeiten<br />

<strong>zur</strong> Verwirklichung hingibt. Nicht also sie selbst will ihre Mög-<br />

_______________<br />

124 "Die freieste Freiheit ist die liebendste Liebe, das tätigste Schenken<br />

[...] sie ist Freigebigkeit: libertas – liberalitas. Sie gibt frei (im Doppelsinn<br />

des Wortes)." Mysterium Salutis II 497.<br />

125 Dass Gottes liberalitas nicht naturhaft gedacht werden dürfe,<br />

betont beson<strong>der</strong>s J. Duns Scotus (gegenüber Avicenna). Op. Ox. I d 2 q 7<br />

nr. 4 f. <strong>und</strong> d 8 q 5 nr. 13-15 (Vivés 8, 513 u. 750-753); De primo principio<br />

IV 10 (Darmstadt 1974, 126 f.): liberalissime. Gott wäre um nichts weniger<br />

göttlich <strong>und</strong> anbetungswürdig, wenn er nicht geschaffen hätte.

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