Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 2<br />
fung" <strong>der</strong> Schuld <strong>zur</strong> Schicksals- <strong>und</strong> Seinsschuld. In Wahrheit<br />
freilich wird sie auf diese Weise ausgeweitet statt vertieft, ja<br />
aufgeweicht. Nicht mehr <strong>der</strong> Schuldige hat sie wirklich<br />
begangen; darum hat auch er sie nicht, als seine Bosheit, zu<br />
bereuen. Er kann sie höchstens als Unglück (seines wie an<strong>der</strong>er)<br />
bedauern. Und sollte es dafür doch einen Schuldigen geben,<br />
dann ist dies auf keinen Fall er. – Statt von <strong>der</strong>art "objektiver<br />
Schuld", wie noch bei Ödipus gegeben, soll hier nur von subjektiver<br />
Schuld die Rede sein. Denn wir haben jetzt vom Bösen zu<br />
handeln.<br />
Das Böse, die Schuld, muss darum schließlich auch klar von<br />
Verantwortung <strong>und</strong> Verantwortlichkeit unterschieden werden.<br />
Zu antworten auf die Frage "Wer war es?" hat <strong>der</strong>jenige, auf den<br />
ein Schaden <strong>zur</strong>ückgeht. Ebenso hat <strong>der</strong> zu antworten, in dessen<br />
Verantwortungs- o<strong>der</strong> Aufsichtsbereich sich ein Schaden ereignet<br />
hat. Ob <strong>und</strong> gegebenenfalls inwieweit <strong>der</strong> Verursacher o<strong>der</strong><br />
auch nur die Aufsicht sich dabei schuldig gemacht haben, ist<br />
noch zu klären. Den Schuldigen erwarten dann in <strong>der</strong> Regel<br />
Sanktionen. Doch definiert nicht etwa die Strafandrohung das<br />
Böse. 95<br />
2. Das Böse sind "Gedanken, Worte <strong>und</strong> Werke" gegen die<br />
"Stimme" des eigenen Gewissens; philosophisch: gegen den<br />
"kategorischen Imperativ". Inhaltlich gesagt ist es ein Denken,<br />
Reden <strong>und</strong> Handeln (o<strong>der</strong> Unterlassen) gegen Menschlichkeit<br />
<strong>und</strong> Liebe.<br />
Damit wird klar, dass das Böse keinen substanziellen Eigenstand<br />
besitzt, im Wi<strong>der</strong>spruch zu weitverbreiteten Dualismen,<br />
die aus <strong>der</strong> Weltdeutung orientalischer Religion auch im<br />
abendländischen Denken bis heute wirksam sind. 96 Im Parsismus<br />
kämpfen <strong>der</strong> "Weise Herr" Ahura Mazda (Ormazd) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
böse Gegengott Ahriman in <strong>der</strong> Welt <strong>und</strong> in je<strong>der</strong> Menschenseele<br />
um den Sieg; im Manichäismus stehen Licht <strong>und</strong> Finsternis<br />
_______________<br />
95 So ganz unbegründet A. Schopenhauer: "Jedes Soll hat allen Sinn<br />
<strong>und</strong> Bedeutung schlechterdings nur in Beziehung auf angedrohte Strafe<br />
o<strong>der</strong> verheißene Belohnung [...] also [...] hypothetisch [...] daher absolutes<br />
Sollen allerdings eine contradictio in adiecto ist." Über die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong><br />
Moral (SW [W. v. Löhneysen], Darmstadt 1980, III) 648f.<br />
96 Auch innerhalb <strong>der</strong> biblisch-christlichen Geschichte, so sehr sie<br />
sich im Licht <strong>der</strong> Schöpfungsbotschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gottesverkündigung Jesu<br />
Christi verbieten. Der Teufel ist nicht "Das/Der Böse", kein Gegengott,<br />
son<strong>der</strong>n ein Geist- <strong>und</strong> Freiheits-Geschöpf, das sich für das Böse<br />
entschieden hat.