Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Christologie – philosophisch? 119<br />
Christologie?<br />
Aber es gibt noch eine weitere Leitfaden-Alternative: nicht<br />
zwischen Welt <strong>und</strong> <strong>Person</strong>, son<strong>der</strong>n zwischen Mensch <strong>und</strong> Gott.<br />
Christentums-Philosophie aus <strong>der</strong> Teilnehmerperspektive kann<br />
sich ihrem Gegenstand anthropo- o<strong>der</strong> theozentrisch nähern, in<br />
einer Christologie "von unten" o<strong>der</strong> "von oben", bzw. (thomanisch)<br />
soteriologisch o<strong>der</strong> (skotistisch) in einer Logik von Schöpfung<br />
<strong>und</strong> Inkarnation.<br />
Soteriologisch geht es um das, was Bernhard Welte in seiner<br />
"philosophischen Untersuchung einiger Voraussetzungen zum<br />
Verständnis des Christentums" das "Apriori eines personalen<br />
Heilandes" genannt hat. 292 Den Zugang aus <strong>der</strong> Gegenrichtung<br />
könnte man durch Johann Gottlieb Fichtes Frage nach <strong>der</strong> "absoluten<br />
Erscheinung" charakterisieren.<br />
1. Voraussetzung in <strong>der</strong> soteriologischen Perspektive ist die<br />
Erfahrung (Welte, Teil III) <strong>der</strong> "Heilsdifferenz": fehlenden Heils.<br />
Dabei steht diese Erfahrung, ihrerseits schon in einem beson<strong>der</strong>en<br />
Licht.<br />
Allgemein <strong>und</strong> unstrittig ist die Unheilserfahrung des Tods.<br />
Sie mag sich im Nachsinnen vertiefen <strong>zur</strong> Entdeckung <strong>der</strong><br />
Endlichkeit überhaupt, von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Tod dann befreie. 293 Leben<br />
heißt Versprechen (erhalten <strong>und</strong> geben), <strong>und</strong> Tod besagt <strong>der</strong>en<br />
Bruch. So zieht die Sterblichkeits-Klage sich durch die Menschengeschichte,<br />
von prähistorischen Begräbnisstätten über Gilgameschs<br />
Jammer um seinen Enkidu bis zum Hebräerbrief-Wort<br />
von <strong>der</strong> Furcht des Todes, die uns alle knechte (2,15), <strong>und</strong><br />
Nachrufen heute wie den Birthday Letters eines Ted Hughes o<strong>der</strong><br />
John Bayleys "Iris-Trilogie".<br />
_______________<br />
292 Heilsverständnis, Freiburg i. Br. 1966, 228.<br />
293 "Als Midas, erzählt man, bei Gelegenheit einer Jagd des Silen<br />
habhaft wurde <strong>und</strong> ihn fragte [...], was für die Menschen das Beste sei<br />
[...], ließ er sich also vernehmen: 'O ihr Eintagsgeschöpfe einer erbarmungslosen<br />
höheren Macht <strong>und</strong> eines harten Schicksals, was zwingt<br />
ihr mich zu sagen, was nicht zu wissen euch heilsamer ist? [...] denn das<br />
Beste für alle, Männer wie Frauen, ist, nicht geboren zu werden; das<br />
diesem Zunächststehende <strong>und</strong> unter Menschen Erreichbare ist, so bald<br />
als möglich zu sterben.'" Plutarch, Trostschreiben an Apollonios 115,<br />
Aristoteles zitierend. – Ähnlich ist die "edle Wahrheit", zu <strong>der</strong> Buddha erwacht<br />
ist (angestoßen auch er nicht zuletzt durch den Schock des Todes),<br />
<strong>der</strong> prinzipielle Leid-Charakter von Dasein. Hier befreit darum auch<br />
nicht einfach <strong>der</strong> Tod, son<strong>der</strong>n erst das Erlöschen allen Lebens-"Durstes".