Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Ich als Du 25<br />
Hierbei ruft die Rede vom ipse/Selbst nochmals nach<br />
Klärung. In westlicher "Selbstverwirklichung" etwa wie in östlichem<br />
Freiwerden(-wollen) von "Ich" <strong>und</strong> "Selbst" geht es – <strong>der</strong><br />
Wort-Wahl zuwi<strong>der</strong> – weniger um den ipse innerhalb <strong>der</strong> idemipse-Spannung<br />
als eigentlich um den idem: die Persönlichkeit<br />
(Anm. 27), welche man als Eigengestalt gewinnen – o<strong>der</strong> ob<br />
ihrer Begrenztheit loswerden möchte. Ausdrücklich als ipse genommen,<br />
blickt das Selbst zwar selber (nicht durch es hindurch<br />
ein an<strong>der</strong>er/s); doch sieht es nicht (auf) sich, 45 son<strong>der</strong>n in selbstvergessenem<br />
Erwi<strong>der</strong>n sein Du <strong>und</strong> dessen An-blick.<br />
_______________<br />
"ebensoviel Spaß" machen solle wie die Ehe, kann ich in <strong>der</strong> Gleichstellung<br />
nur (Selbst-)Betrug erblicken. Wer heiratet, "verzichtet" im Normalfall<br />
nicht auf die an<strong>der</strong>en Frauen (o<strong>der</strong> er ist nicht recht ehereif <strong>und</strong> -fähig<br />
– unbeschadet <strong>der</strong> Bräuche zum Abschied von <strong>der</strong> "Junggesellenfreiheit")<br />
– auch wenn das Leben ihm später solche Verzichte abfor<strong>der</strong>n<br />
mag (weil kein Mensch dem an<strong>der</strong>en genügt); wohl aber verzichtet<br />
(wenn selbstverständlich auch nicht bloß dies), wer Ehelosigkeit gelobt,<br />
darin besteht ja das Zeugnis (sonst ist er nicht gelöbnis-fähig [was man<br />
nicht hat, kann man nicht opfern]).<br />
Wenn Paulus meint, die Christen wären – gäbe es die Auferstehung<br />
nicht – "erbärmlicher daran als alle an<strong>der</strong>en Menschen" (1 Kor 15,19),<br />
dann ist ihm m. E. zu wi<strong>der</strong>sprechen – außer man liest ihn im Geiste von<br />
K. Rahners "anonymem Christentum"; denn nicht bloß Christen, je<strong>der</strong><br />
Gewissenhafte findet sich dann in <strong>der</strong> selben Lage. I. Kant (R 4256):<br />
"Wenn ich das Daseyn Gottes leugne, so muss ich mich entwe<strong>der</strong> wie einen<br />
Narren ansehen, wenn ich ein Ehrlicher Mann seyn will (o<strong>der</strong> bin),<br />
o<strong>der</strong> wie einen Bösewicht, wenn ich ein kluger Mann seyn will."<br />
Wirklich ärmer als alle an<strong>der</strong>en, auch die Märtyrer des Gewissens,<br />
sind vielmehr nur jene, die sich zum beson<strong>der</strong>en Lebens-Zeugnis einer<br />
Hoffnung auf eschatologische Ganzheit gerufen finden. Doch wird hier<br />
nur unübersehbar, was tatsächlich für alle gilt, also auch für die Ehe <strong>und</strong><br />
jede Lebensgestalt: die Ganzheit von "Tugend <strong>und</strong> Glück" ist hienieden<br />
nicht zu erwarten. So dass es Identität nur in Nicht-Identität gibt. Es stellt<br />
sich (schematisch zugespitzt) die Entscheidung: Identität im idem auf Kosten<br />
des ipse o<strong>der</strong> im ipse auf Kosten des idem – obwohl auch <strong>der</strong> idem<br />
Sorge verdient. Paulus unterscheidet den "äußeren" <strong>und</strong> den "inneren"<br />
Menschen (2 Kor 4,16).<br />
45 Wenngleich auch philosophisch empfohlen (im Rückgriff auf den<br />
[nun doch echten?] Platonischen Dialog Alkibiades I) durch V. Gerhardt,<br />
Wer liebt wen in Platons Symposion? in: PhJ 104 (1997) 225-240, 239f:<br />
Dem Gegenüber nahe ins Auge blicken, um darin sich gespiegelt zu<br />
finden.