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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Ich als Du 35<br />

gehört zu jemand <strong>und</strong> gehört irgendwohin, an seinen gehörigen<br />

Ort.<br />

Angesprochen<br />

Das heißt ja Verantwortlichkeit: Antworten-sollen, also schon<br />

immer gefragt <strong>und</strong> angesprochen zu sein. Dieses Je-schon des<br />

In-<strong>der</strong>-Pflicht-seins hat vor allem Emmanuel Levinas unermüdlich<br />

eingeschärft, <strong>und</strong> damit bin ich beim Ziel-Autor dieser Darlegungen.<br />

61 Man bemängelt nicht gr<strong>und</strong>los seinen Rigorismus;<br />

das jetzt Gemeinte aber lässt sich wohl jedem überzeugend<br />

vermitteln – an <strong>der</strong> klassischen Bestimmung von Gerechtigkeit:<br />

"Steter Wille dazu, jedem das Seine zu geben." Wenn man das<br />

nicht als eine schlechte Formulierung nehmen will, 62 dann<br />

besagt es, man selbst habe, statt bloß das Eigene, stets schon,<br />

was an<strong>der</strong>en gehört: was man dem an<strong>der</strong>en als das Seine (<strong>zur</strong>ück?)<br />

geben solle.<br />

In moralischer Perspektive klingt das erschreckend (so<br />

erschraken Josefs Brü<strong>der</strong>, als sich in Benjamins Kornsack <strong>der</strong><br />

Becher des Großwesirs fand – Gen 44). – Lassen wir uns das<br />

Geschehen von E. Levinas beschreiben, <strong>der</strong> es als Ereignis des<br />

Gesichts benennt.<br />

"Visage" ist auch für ihn nicht etwas, das ich betrachte, son<strong>der</strong>n<br />

ein Blick, <strong>der</strong> mich trifft. Doch an<strong>der</strong>s als bei Sartre will <strong>der</strong><br />

Blick mich nicht beurteilen, abschätzen <strong>und</strong> zum Objekt in <strong>der</strong><br />

Welt eines an<strong>der</strong>en machen. Vielmehr reißt er mich als Hilfeschrei<br />

aus meinem Selbstgenügen o<strong>der</strong> meiner Heiterkeit. Und<br />

dies nicht als Appell an meine Milde o<strong>der</strong> Großzügigkeit,<br />

son<strong>der</strong>n – in aller Schutzlosigkeit – beanspruchend, for<strong>der</strong>nd.<br />

Hier spricht ein unabweisbares Gebot, <strong>und</strong> zwar gerade<br />

durch die "Nacktheit", das "Entblößtsein" des Gesichts, wie<br />

Levinas sagt. 63 Er meint damit sowohl die Hilf- <strong>und</strong> Machtlo-<br />

_______________<br />

61 Z. B. Die Spur des An<strong>der</strong>en, Freiburg/München 1983, 204: "Die<br />

Existenz ist nicht <strong>zur</strong> Freiheit verdammt, son<strong>der</strong>n anerkannt <strong>und</strong><br />

eingesetzt als Freiheit. Die Freiheit kann sich nicht ganz nackt darstellen.<br />

Diese Einsetzung <strong>der</strong> Freiheit ist das moralische Leben selbst. Es ist<br />

durch <strong>und</strong> durch Heteronomie" (Die Philosophie <strong>und</strong> die Idee des<br />

Unendlichen).<br />

62 So Schopenhauer, <strong>der</strong> sie deshalb umschreibt: "Niemandem das<br />

Seine nehmen". Sämtl. Werke (W. v. Löhneysen), Darmstadt 1980, III 750<br />

(Die beiden Gr<strong>und</strong>probleme <strong>der</strong> Ethik).<br />

63 Humanismus des an<strong>der</strong>en Menschen, Hamburg 1989, 41f.

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