Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Freiheit <strong>und</strong> das Böse 45<br />
a) Nur im Mit- <strong>und</strong> Zueinan<strong>der</strong> freier Wesen gibt es Freiheit.<br />
<strong>Person</strong> lebt in personalen Vollzügen; diese aber for<strong>der</strong>n zu ihrer<br />
Erfüllung entsprechende Antwort. Eine Frage will gehört, ein<br />
Angebot berücksichtigt, ein Versprechen entgegengenommen<br />
werden <strong>und</strong> so fort. So gehört <strong>zur</strong> Freiheit wesentlich Gemeinschaft.<br />
b) Solches Miteinan<strong>der</strong> braucht Raum <strong>und</strong> Mittel <strong>der</strong> Begegnung.<br />
Zur Gemeinschaftlichkeit gehört die Koordinate des<br />
Naturhaften, <strong>der</strong> Leiblichkeit. Man kann dies am "Informationsträger"<br />
Schrift zwischen Autor <strong>und</strong> Leser veranschaulichen.<br />
Sie darf einerseits nicht selbst die Worte än<strong>der</strong>n können, an<strong>der</strong>erseits<br />
nicht durch den Lesenden beliebig verän<strong>der</strong>bar sein –<br />
übrigens auch nicht einfach hin durch den Verfasser; denn <strong>der</strong><br />
Leser soll das Geschriebene lesen (nicht, was er vielleicht<br />
möchte) – <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schreiber hat zu seinem Wort zu stehen (mag<br />
er es auch ungeschrieben wünschen). Dem zuvor liegt schon die<br />
Sprache nach Grammatik <strong>und</strong> Wortschatz den Sprechenden<br />
voraus, ehe sie von ihnen fortentwickelt wird. – Zu <strong>der</strong> Kontur<br />
"lch – Du" tritt so die Kontur "Ich (o<strong>der</strong> Wir) – Es".<br />
c) Woher <strong>und</strong> wozu nun diese leibhafte Gemeinsamkeit von<br />
Freiheitsexistenzen? Damit rückt die dritte Was-Bestimmung in<br />
den Blick: Gewissenhaftigkeit. In Wahrheit ist sie allerdings die<br />
erste <strong>und</strong> umfassende; nicht eigentlich Dimension neben den<br />
an<strong>der</strong>en, so dass sie in Addition zu ihnen den Freiheits-Raum<br />
bildete. Sie eröffnet vielmehr <strong>und</strong> räumt diesen Raum allererst<br />
ein – als Dimension <strong>der</strong> Dimensionen, wie noch zu zeigen sein<br />
wird. Dass- <strong>und</strong> Was-Fraglichkeit verbinden sich so <strong>zur</strong> einen<br />
Sinn-Frage nach dem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Abgr<strong>und</strong> von Freiheit. Bisher<br />
standen Tatsächlichkeit <strong>und</strong> Muss-Strukturen <strong>zur</strong> Rede; nun<br />
fragt das Warum darüber hinaus: Wohin?<br />
In einem ersten Hinblick sei das Gemeinte als Sollen <strong>und</strong> Geheiß<br />
verdeutlicht. In ihrem Miteinan<strong>der</strong> nämlich sind Menschen<br />
nicht nur tatsächlich engagiert, nach unumgänglichen Strukturgesetzen;<br />
son<strong>der</strong>n es geht ihnen darin um Wahrheit, um das<br />
Gute <strong>und</strong> Rechte, um Menschlichkeit o<strong>der</strong> wie man es nenne.<br />
Und zwar streben sie dieses Ziel nicht bloß tatsächlich an, sie<br />
behaupten auch nicht bloß ein Recht zu dieser Zielsetzung,<br />
son<strong>der</strong>n vertreten, dass diese Ausrichtung selber recht <strong>und</strong> gut,<br />
ja gefor<strong>der</strong>t sei. In <strong>der</strong> Unwi<strong>der</strong>ruflichkeit von Dasein als solchem<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Unvermeidlichkeit seiner Strukturen zeigt sich damit<br />
unbedingt Betreffendes.<br />
Aufs kürzeste lässt sich das wohl an einem möglichen Disput<br />
über diese Behauptung selbst verdeutlichen: Wer nämlich hier<br />
wi<strong>der</strong>spräche, dürfte dies nicht aus irgendwelchen an<strong>der</strong>en In-