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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Freiheit <strong>und</strong> das Böse 55<br />

Denn nach dem alten Spruch "corruptio optimi pessima – Ver<strong>der</strong>bnis<br />

des Besten [ist] die schlimmste" wächst mit <strong>der</strong> Kraft<br />

<strong>und</strong> den Möglichkeiten eines Freiheitswesens auch das Böse,<br />

wenn es sich dafür entscheidet. Gleichwohl bleibt es dabei:<br />

restlos böse kann Freiheit nie werden.<br />

Vielleicht sind zwei Exempel hilfreich, das eine sprachlich,<br />

das an<strong>der</strong>e mathematisch. Sprachlich gibt zu denken, dass<br />

jemand, <strong>der</strong> nein sagen will (wie jener "Geist, <strong>der</strong> stets verneint",<br />

Mephisto), auf die Frage, ob er wirklich nein sagen wolle, antworten<br />

muss: ja. Das Böse hat immer auch den Charakter des<br />

Selbstwi<strong>der</strong>spruchs. 109 Ganz identisch mit sich = ganz frei wird<br />

Freiheit einzig, wenn sie Leben, Liebe, Sein bejaht – denn sie sagt<br />

dann auch nochmals zu ihrem Ja ja. Ein Nein zum Nein würde<br />

dies – in Bekehrung <strong>und</strong> Umkehr – wi<strong>der</strong>rufen.<br />

Mathematisch lässt sich die innere Dynamik des Bösen an<br />

<strong>der</strong> Hyperbel <strong>der</strong> Formel y = -1 : x² veranschaulichen, einer<br />

Hyperbel (Gegenbild <strong>zur</strong> Parabel y = x 2 des sich weitenden Guten),<br />

<strong>der</strong>en Äste sich im Abstieg immer mehr <strong>der</strong> Y-Achse<br />

nähern, ohne je mit <strong>und</strong> auf ihr zusammenzufallen. 110<br />

2. Einfach identisch mit dem Bösen kann die Freiheit also niemals<br />

werden. Theologisch gesprochen: Der Teufel ist nicht bloß<br />

nicht "das Böse", er wird bleibend von Gott bejaht. In aller<br />

Schärfe: Gott liebt ihn, nicht als bösen noch seine Bosheit, doch<br />

als Freiheitswesen mitsamt dem Nein, das es sagt. 111<br />

_______________<br />

109 Der zeigt sich nicht zuletzt darin, dass auch <strong>und</strong> gerade <strong>der</strong><br />

Bösewicht protestiert, wenn er sich ungerecht behandelt findet.<br />

110 Eine Formel auch für die Bestimmung des Bösen durch G.<br />

Bernanos: [wissentlich scheiternde] Gier nach dem Nichts [nicht ob<br />

seiner schon erwähnten "Sauberkeit", son<strong>der</strong>n als Nein zu Sein, Leben,<br />

Liebe] (Sous le soleil de Satan II 1 [œuvres romanesques (Pléiade) 1961],<br />

237: "ô soleil de Satan! – désir du néant recherché pour lui-même." [Die<br />

Sonne Satans, 1950, 211f]).<br />

111 Denn lieben heißt sagen <strong>und</strong> tun: Es soll dich geben (H. Arendt, in<br />

geglückter Zusammenfassung Augustins: "volo, ut sis – ich will, dass du<br />

seist" [Vom Leben des Geistes. II. Das Wollen, München/Zürich 1979,<br />

102], Vgl. J. Pieper, Werke (Anm. 102) 4: Schriften <strong>zur</strong> Philosophischen<br />

Anthropologie <strong>und</strong> Ethik: Das Menschenbild <strong>der</strong> Tugendlehre, 314-321).<br />

Dies "Mitsamt" ist gemeint, wenn von <strong>der</strong> Zulassung des Bösen<br />

durch Gott die Rede ist. Wollen kann er das Böse nicht, das machte ihn<br />

selber böse; wenn an<strong>der</strong>erseits er wollte, dass es nicht sei, wäre es nicht;<br />

das logisch Dritt-Mögliche: nicht zu wollen, dass es sei (Vgl. Thomas v.<br />

Aquin, S.th. I 19,9 ad 3), verwirklicht sich in solchem "Mit"-Dulden: Ich

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