Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Christologie – philosophisch? 117<br />
Als es dann nach <strong>der</strong> mittelalterlichen Verbindung <strong>zur</strong><br />
neuerlichen Aus-einan<strong>der</strong>-setzung kommt, ist die Philosophie<br />
"nicht mehr, was sie war. Sie gibt sich jetzt unbewusst ein Ziel,<br />
das nicht aus ihr allein stammt" (168). Doch dieser neuzeitliche<br />
Total-Anspruch scheitert schmerzlich. "Die antike Konzeption<br />
<strong>der</strong> Hegemonie, genauer <strong>der</strong> Autarkie <strong>der</strong> philosophischen Vernunft<br />
ist somit durch den Fortschritt <strong>der</strong> Vernunft selbst zerstört<br />
worden" (176). So kommt es zum Programm resignativer<br />
Selbstbeschränkung.<br />
In dieser Situation gibt es offenbar gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Vorgehensweisen.<br />
Entwe<strong>der</strong> votiert man dennoch weiterhin für<br />
"Autonomie", indem man entschieden auf prinzipielle Antworten<br />
verzichtet. Das kann nochmals doppelt geschehen: einmal in<br />
Konzentration auf Sek<strong>und</strong>ärprobleme (systematisch) o<strong>der</strong> auf<br />
rein historische Forschung; sodann zwar im Bezug auf die<br />
wirklich bewegenden Fragen, doch nun in Selbstrücknahme auf<br />
die "Frömmigkeit des Fragens". – O<strong>der</strong> man denkt dialogisch<br />
auch in dem Sinn, dass die Philosophie selber sich ins Gespräch<br />
nicht bloß mit den Natur- <strong>und</strong> Humanwissenschaften, son<strong>der</strong>n<br />
auch mit <strong>der</strong> "ersten" wie "zweiten" Selbstreflexion <strong>der</strong> <strong>Glaube</strong>nden<br />
begibt, also auch mit <strong>der</strong> Theologie. Wäre in <strong>der</strong> Tat<br />
nicht frömmer (= ent-sprechen<strong>der</strong>) als das Fragen das Hören?<br />
(Und hat dies nicht schließlich Heidegger selbst so gesagt? –<br />
Anm. 188)<br />
Um so leichter müsste solch wechselseitiges Hören, wahres<br />
Gespräch, dort möglich sein, wo <strong>der</strong> <strong>Glaube</strong>nde selber philosophiert,<br />
also "als <strong>Glaube</strong>n<strong>der</strong> das Werk eines Philosophen versucht".<br />
289 – Ein solcher Christ denkt <strong>und</strong> argumentiert mit seiner<br />
natürlichen Vernunft, er bezieht sich philosophierend auf seine<br />
<strong>Glaube</strong>nsurk<strong>und</strong>en nur so wie auf an<strong>der</strong>e große Dokumente<br />
menschlicher Erfahrung. Sie dürfen ihm näher stehen als<br />
Goethe, Buddhas Reden o<strong>der</strong> die Upanishaden, aber er bringt sie<br />
mitnichten als "Gotteswort" ins Gespräch (eines ist <strong>der</strong> Entdeckungs-Zusammenhang<br />
<strong>der</strong> Wahrheiten, für die er eintritt, ein<br />
an<strong>der</strong>es <strong>der</strong> Begründungszusammenhang, in dem er für sie eintritt).<br />
290<br />
_______________<br />
289 M. Blondel (Le problème de la philosophie catholique) nach: H.<br />
Bouillard, Blondel <strong>und</strong> das Christentum, Mainz 1963, 248; siehe auch H.<br />
U. v. Balthasar, Christen sind einfältig, Einsiedeln 1983, 100-109: Einfalt<br />
<strong>und</strong> Philosophie, bes. 107f.<br />
290 Statt ein christliches Philosophieren als Un-Philosophie zu<br />
verdächtigen, hätte man eher umgekehrt vom "Dilemma einer Philo-