Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
III. Gottesbeweis aus Gotteserfahrung<br />
Von Erfahrung <strong>und</strong> Gotteserfahrung ist heute leichthin, fast wie<br />
selbstverständlich die Rede; sei es, dass man sich auf sie beruft,<br />
sei es, dass man ihr Fehlen beklagt. Ebenso selbstverständlich<br />
ging die Tradition davon aus, dass wir hienieden nur Innerweltliches<br />
erfahren können. Zu Gott führe nur <strong>der</strong> <strong>Glaube</strong> an<br />
seine Offenbarung – o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vernunftweg <strong>der</strong> "Gottesbeweise".<br />
130 Schon die Einführung aber hat Erfahrung <strong>und</strong> <strong>Glaube</strong><br />
verknüpft, statt sie einan<strong>der</strong> entgegenzustellen. Dies Kapitel soll<br />
das im Blick auf die sogenannten Gottesbeweise vertiefen. Und<br />
zwar gerade an dem Beweis <strong>der</strong> Beweise, dem umstrittenen<br />
ontologischen Argument.<br />
Es geht also um die Verbindung von Metaphysik <strong>und</strong> Phänomenologie.<br />
Den Ansatz dazu soll ein früher Aufsatz des Freiburger<br />
Philosophen <strong>und</strong> Theologen Bernhard Welte geben: 131<br />
über den Gottesbeweis <strong>und</strong> die Phänomenologie <strong>der</strong> Religion. 132<br />
Welte geht von Edm<strong>und</strong> Husserls For<strong>der</strong>ung aus, dass für jede<br />
Wissenschaft <strong>der</strong> noematische Gehalt ihrer Gr<strong>und</strong>begriffe (das<br />
in ihnen Gedachte) geklärt werden müsse, indem "die gr<strong>und</strong>legenden<br />
eidetischen [= Wesens-] Gehalte in ihrer Erstgegebenheit<br />
selber aufgesucht <strong>und</strong> aus dieser einfach erhoben werden"<br />
(315). Das gelte auch für die Religionswissenschaften <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
die christliche Theologie. Leisten auch die Gottesbeweise<br />
so etwas? Nicht als wären sie <strong>der</strong> Anfang von Religion;<br />
vielleicht aber das Denken dieses Anfangs.<br />
Eine behutsame Relecture von Thomas' "Wegen" ergibt für<br />
die Noëse (das Wahrnehmen, Denken): "Muss man das gesammelte<br />
<strong>und</strong> betroffene, schweigende <strong>und</strong> erfüllte Denken an das<br />
Unausdenkliche <strong>und</strong> Unaussagbare nicht Andacht nennen im<br />
ursprünglichen Sinne?" Für das Noëma (den bedachten Gegenstand):<br />
"Das durch absolute Höhe, absoluten Rang <strong>und</strong> absolute<br />
_______________<br />
130 H. Ogiermann, "Die Problematik <strong>der</strong> religiösen Erfahrung", in:<br />
Scholastik 37 (1962), 481-513, bes. 482-487, u. 38 (1963), 481-518; W. J. Hoye,<br />
Gotteserfahrung?, Zürich 1993.<br />
131 Siehe J. Sp., Ein Phänomenologe des Heiligen. Bernhard Welte<br />
(1906-1983), in: ThPh 81 (2005) 241-246.<br />
132 B. Welte, Religion (1954), Auf <strong>der</strong> Spur des Ewigen, Freiburg im<br />
Br. 1965, 315-336.