Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Christologie – philosophisch? 123<br />
es so auch das "Durch" 301). Es ist nicht das Sein, das es zeigt, <strong>und</strong><br />
nichts Eigenes außer diesem – damit aber ist auch das Sein<br />
nichts außer ihm, son<strong>der</strong>n "nichts als das Nicht-Sichtbare im<br />
Sichtbarsein des Bildes" (29f): Licht ist nicht für sich zu sehen; es<br />
leuchtet einzig im Beleuchteten auf.<br />
Das Ich aber ist nicht ein Gegenstand, auf welchen Licht fällt,<br />
son<strong>der</strong>n Freiheit. Es selbst bildet sich selbst zum Bild (bzw. – wie<br />
ich besser fände – lässt sich bilden). Aber nicht, als würde es nun<br />
dadurch gegenständlich; ist doch, was an Bil<strong>der</strong>n gegenstandhaft<br />
ist, gerade nicht das Bildhafte an ihnen. (Noch einmal<br />
Janke:) "Wissen als Bild eines Seins außer dem Bilde konstruiert<br />
nicht ein Verhältnis von zwei Seienden, <strong>der</strong> Sache <strong>und</strong> ihrem<br />
dinghaften Bilde, die nachträglich im Akte des Abbildens<br />
zusammenkommen [...] Bildheit ist das Durch o<strong>der</strong> Durcheinan<strong>der</strong><br />
von Sache <strong>und</strong> Bild [...] Das Wesen des Ich ist Sein des<br />
Bildes. So verstanden, lässt sich die Reflexion als <strong>der</strong> Akt aufklären,<br />
in dem das Ich als Bild auf ein Sein <strong>und</strong> Leben <strong>zur</strong>ückgeht,<br />
das nicht Bild ist" (218f).<br />
Bloße Bildheit freilich genügt hier nicht. Was das Bild-sein<br />
von Ich <strong>und</strong> Freiheit ausmacht, ist vielmehr das Selbstbewusstsein<br />
dessen. Geistige Erfahrung ist Wesenserfahrung; ihr begegnet<br />
nie bloß etwas, son<strong>der</strong>n stets auch das Was(-sein) dieses Etwas.<br />
"Die Mitte <strong>der</strong> Lehre vom Bild ist die Lehre vom Bild des<br />
Bildes [...] Erscheinung ist Erscheinung nur dadurch, dass sie<br />
Bild ihrer selbst ist, dass sie ein Bild ihrer selbst hat." 302 Es gilt<br />
darum auch, die "intellektuelle Anschauung" recht zu verstehen:<br />
"ich sage nämlich: das Sehen des Sehens als solches ist ein<br />
Denken" (IX 65). Und Denken ist – "inneres Leben, Wandel" (IX<br />
66) – ein Freiheitsvollzug. 303 Vernunft wie Wahrheit sind allererst<br />
praktisch. Im Ich schaut sich vor allem <strong>der</strong> Wille an, <strong>und</strong><br />
zwar als sittliches Wollen.<br />
Derart erfasst das Ich sich selbst als Erscheinung. Doch nicht<br />
nur des Seins (das es, wie erwogen, nicht ist), son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />
_______________<br />
301 J. G. Fichte, Werke (I. H. Fichte – 1845/46; 1834/35), Berlin 1971<br />
(im folgenden einfach nur [röm.] Band- <strong>und</strong> [arab.] Seitenziffern), IX 46:<br />
"Ich spreche mit Bedacht so, mache Präpositionen zu Substantiven,<br />
indem diese in <strong>der</strong> That das Anzuschauende genau bezeichnen, <strong>und</strong> die<br />
von <strong>der</strong> Gewohnheit abweichende Redeweise die Einbildungskraft eben<br />
befremden <strong>und</strong> aufregen soll."<br />
302 J. Drechsler, Fichtes Lehre Vom Bild, Stuttgart 1955, 300.<br />
303 Wenn Fichte hier die "Rezeptivität" verwirft, dann darum, weil er<br />
darin nur "ein Todtes, durchaus Leidendes" (= Passives) sehen kann –<br />
anstatt des hier vertretenen "medialen" Sich-ergreifen-Lassens.