27.02.2013 Aufrufe

Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

94<br />

Kapitel 4<br />

von negativer Theologie überhaupt nicht die Rede ist"; braucht<br />

Gott in seinem Wort sich doch "nirgendwo selbst zu negieren<br />

[...], um sich besser, göttlicher zu bek<strong>und</strong>en." 222 Derlei kommt<br />

erst aus <strong>der</strong> Begegnung mit nicht-christlicher religiöser Philosophie:<br />

dem Neuplatonismus, in die Theologie.<br />

Göttliche Unerkennbarkeit?<br />

1. Nötig wurde die For<strong>der</strong>ung einer solchen Denk-Abstinenz,<br />

nachdem man Erkennen als Einverleiben verstand. Derart<br />

bedeutet Erkennen den Verlust des Gegenüber. Schreckt man<br />

davor <strong>zur</strong>ück, muss man sich dessen Erkennen verbieten – wenn<br />

es nicht selbst sich <strong>der</strong> Erkenntnis verweigert, durch seine<br />

Dunkelheit o<strong>der</strong> durch ein Unmaß an Licht.<br />

In diesem Sinn erklärt <strong>der</strong> Aquinate als äußerste Gotteserkenntnis<br />

die seiner Unerkennbarkeit. Das ist nicht im Sinn des<br />

heute verbreiteten Agnostizismus gemeint: als Axiom <strong>der</strong><br />

Schwäche unseres Erkenntnisvermögens o<strong>der</strong> als Resignation<br />

am Ende eines langen, doch vergeblichen Wissens-Bemühens<br />

(Thomas ist kein Dr. Faust). Es meint auch nicht, etwa auf den<br />

Kern von Individuum, <strong>Person</strong> <strong>und</strong> Gott bezogen, "eine letzte<br />

Unbegreiflichkeit, wie beispielsweise in <strong>der</strong> bekannten Interpretation<br />

Karl Rahners". 223 Thomas sagt nicht wenig über Gott –<br />

<strong>und</strong> hat es nicht wi<strong>der</strong>rufen. Aber er hebt "ausdrücklich hervor,<br />

dass es sich dabei um das handelt, was Gott nicht ist" (119).<br />

An<strong>der</strong>erseits ist es gerade eine Gotteserkenntnis, ihn als<br />

unerkennbar zu erkennen. "Es ist somit [120] eigentlich angemessener,<br />

von <strong>der</strong> 'göttlichen Unerkennbarkeit' zu sprechen<br />

als von <strong>der</strong> 'Unerkennbarkeit Gottes'." Sie wird darum auch<br />

durch die Offenbarung nicht überw<strong>und</strong>en, vielmehr geför<strong>der</strong>t. 224<br />

Im Licht <strong>der</strong> Sonne sehen wir alles – "allein die Sonne liegt<br />

_______________<br />

222 Bibel <strong>und</strong> negative Theologie, in: Sein <strong>und</strong> Nichts in <strong>der</strong> abendländischen<br />

Mystik (Hg. W. Strolz), Freiburg 1984, 13-31, 13; vgl. <strong>der</strong>s.,<br />

Theologik, Einsiedeln 1985-87 (= L), II 80-113.<br />

223 W. J. Hoye, Die Unerkennbarkeit Gottes als die letzte Erkenntnis<br />

nach Thomas von Aquin, in: Thomas von Aquin (Hg. A. Zimmermann),<br />

Berlin 1988, 117-139, 118.<br />

224 Man könnte nach S. Weil sagen, durch die Beseitigung von<br />

Unbegriffenem trete hierbei die Unbegreiflichkeit als solche deutlicher<br />

hervor. Cahiers (Nouv. Éd.) III, Paris 1975, 264: "Le non compris cache<br />

l'incompréhensible et par ce motif doit être éliminé."

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!