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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Anthropozentrik? 155<br />

zum verbreiteten Klischee). Wären sodann die Spitzen-"Definitionen"<br />

von Liebe Entzücken <strong>und</strong> Hingabe (Leben <strong>und</strong> Sterben<br />

für): was dann <strong>zur</strong> Selbstliebe sagen? Nochmals also: Sich-gut-<br />

Sein.<br />

"Jemanden lieben" schließt an<strong>der</strong>erseits ein, seine Schwächen<br />

zu teilen. Und Gottes Schwäche ist – unbegreiflicherweise – <strong>der</strong><br />

Mensch. Darum besagt die Erfüllung des ersten Gebotes, mit<br />

<strong>und</strong> in Gott seine Geschöpfe (nicht zuletzt sich selbst) zu lieben:<br />

"amare Deum: amare m<strong>und</strong>um in Deo" (Max Scheler). 385<br />

Damit ist die Konkurrenz-Situation gr<strong>und</strong>sätzlich überw<strong>und</strong>en.<br />

2. Ja, mehr. Inwiefern überhaupt könnte ein Mensch mit Gott<br />

"konkurrieren"? Dies jetzt nicht mehr im Sinn <strong>der</strong> Herr-Knecht-<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung gemeint (bei allem Wandel gilt es ja nicht<br />

bloß modische Anpassung, son<strong>der</strong>n auch wi<strong>der</strong>ständige Restauration<br />

zu vermeiden 386), vielmehr im Blick auf den Menschen<br />

selbst <strong>und</strong> für sich:<br />

Wie soll angesichts des umgreifend Naturalen o<strong>der</strong> des<br />

Quasi-natural-Gesellschaftlichen <strong>der</strong> Einzelne in seiner unbestreitbaren<br />

Bedingtheit <strong>und</strong> Beschränktheit unbedingt anerkannt<br />

<strong>und</strong> respektiert werden können? Wie soll er als Produkt seiner<br />

Eltern, <strong>der</strong> Gesellschaft, <strong>der</strong> Natur gegenüber diesen seinen<br />

Produzenten unbedingte Achtung for<strong>der</strong>n können?<br />

Ich werde nicht das Recht dieser For<strong>der</strong>ung diskutieren. Sie<br />

liegt je<strong>der</strong> ernsten Diskussion zugr<strong>und</strong>e. Zu fragen ist aber<br />

danach, wie sie sich denken <strong>und</strong> verstehen lasse: sowohl im<br />

privaten Feld <strong>der</strong> Liebe wie im Raum von Gesellschaft <strong>und</strong><br />

Staat. Hier wie dort – wenngleich auf unterschiedliche Weise,<br />

will/soll <strong>der</strong> Einzelne nicht bloß als Individuum, ob seiner<br />

individuellen Werte, anerkannt werden, son<strong>der</strong>n als <strong>Person</strong>, in<br />

seiner unabdingbaren Würde. Woher aber diese?<br />

Das muss hier nicht in Einzelschritten durchgeführt<br />

werden. 387 lässt sich wohl als unbestreitbar behaupten: Ein<br />

unbedingtes Ja zu einem anerkannt bedingten Menschen wird<br />

verantwortbar nur durch Berufung auf ein (unbedingtes) Ja zu<br />

ihm, das nicht von einem bedürftigen o<strong>der</strong> launischen endlichen<br />

_______________<br />

385 Werke VI, Bern 21963, 90 (Liebe <strong>und</strong> Erkenntnis).<br />

386 Siehe Zur Antwort berufen (Anm. 113), Kap. 5: Christsein in<br />

säkularer Welt.<br />

387 Anm. 12 (J. Sp., Zum <strong>Person</strong>-Begriff Romano Guardinis, in: ThPh<br />

54 [1979] 80-93; "<strong>Person</strong> <strong>und</strong> Funktion", in: ThPh 72 [1997] 360-380).

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