Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Christologie – philosophisch? 121<br />
Heil ist Gerechtfertigtsein aus dem Machtwort schaffen<strong>der</strong> Neu-<br />
Erweckung heraus. Es leuchtet ein, dass solcher Zuspruch<br />
letztlich nicht im Tagesbeginn, im periodisch aufbrechenden<br />
Frühling, in <strong>der</strong> Erneuerungskraft von Wasser, Feuer, Wüstenwind<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>gleichen gegeben sein kann, obwohl all dies<br />
Hinweise sein mögen; <strong>und</strong> schon gar nicht in dem vage allgemeinen<br />
Gefühl, es werde schließlich schon alles gut, son<strong>der</strong>n<br />
allein in einem konkreten ausdrücklich <strong>der</strong>art gemeinten Wort.<br />
Damit aber sind wir wie<strong>der</strong> beim Welte'schen "Apriori eines<br />
personalen Heilandes" angekommen. "Apriori" im eingeschränkten<br />
Sinn; denn es ist nicht mit <strong>der</strong> Geist- <strong>und</strong> Freiheits-<br />
Existenz als solcher gegeben, son<strong>der</strong>n folgt erst aus <strong>der</strong> kontingenten<br />
Urverfehlung. Aber doch "so etwas wie ein Apriori".<br />
Und Welte schließt bedenkenswerter Weise an, "dass von hierher<br />
das Auftauchen solcher Gestalten auch außerhalb des<br />
Christentums begreiflich erscheint. Ja, es wird von diesem<br />
Apriori aus möglich, dass <strong>der</strong> Mensch auch zu subjektiven<br />
Entwürfen solcher Gestalten verführt werde" (Anm. 292).<br />
Das führt nun rasch in einen neuen Fragebereich: Wie sich<br />
konkret <strong>der</strong> wahre Heiland finden lasse (vgl. Mt 11,3). 297 Doch<br />
genüge an diesem Wegpunkt uns diese gemeinsame Basis: Der<br />
Mensch ist "Hörer des Wortes", insofern er ausschaut nach<br />
einem "letzten Wort" über sich <strong>und</strong> seine Geschichte. 298 Dessen<br />
Ergehen würde die Mitte <strong>der</strong> Zeiten, die "Fülle <strong>der</strong> Zeit" konstituieren,<br />
worauf alles Frühere zuliefe – ob wissend o<strong>der</strong> nicht –<br />
<strong>und</strong> worauf alles Folgende sich rückbezöge – wie<strong>der</strong>um: ob<br />
wissend o<strong>der</strong> nicht.<br />
_______________<br />
297 Für Jesu Anspruch wäre etwa sein souveränes Jüngerberufen zu<br />
nennen, Sündenvergebung – im Bewusstsein eigener Sündlosigkeit <strong>und</strong><br />
die Verknüpfung <strong>der</strong> Gottesherrschaft mit <strong>der</strong> eigenen <strong>Person</strong>. Dies<br />
übrigens gerade in <strong>der</strong> anscheinend ganz allgemeinen Gerichtsrede Mt<br />
25 – in <strong>der</strong> die Menschen ja keineswegs schlicht nach ihrem Sozialverhalten<br />
beurteilt werden (wie üblicherweise gemeint), son<strong>der</strong>n ob ihres<br />
Verhältnisses ihm gegenüber – wobei Christen am wenigsten werden<br />
fragen können: "Wann haben wir dich...?", nachdem ihnen <strong>der</strong> Text zum<br />
Ende jeden Kirchenjahrs verlesen wird. Das fragen die Heiden, die den<br />
Namen des Heiligen noch nicht kennen – <strong>und</strong> darum nach dem "Gesetz<br />
ihres Herzens" gerichtet werden (Röm 2,14-16). Siehe auch Anm. 379.<br />
298 K. Rahner, Hörer des Wortes (1941, 1963): WW, 1995ff, 4; J. Sp.,<br />
Der Mittler. Philosophische Vorüberlegungen <strong>zur</strong> christlichen Antwort<br />
auf die Herausfor<strong>der</strong>ung Friedrich Nietzsches, in: ThPh 50 (1975) 161-<br />
182; <strong>der</strong>s., Die theologische Dimension <strong>der</strong> Geschichte, in: ZkTh 100<br />
(1978) 302-317; H. Verweyen, Gottes letztes Wort. Gr<strong>und</strong>riss <strong>der</strong> F<strong>und</strong>amentaltheologie<br />
(Düsseldorf 1991), 3Regensburg 2000.