Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 5<br />
selbst auch ganz bleibe, wie er ist. Aber eine solche Aeusserung<br />
ist ein Bild" (Fichte II 696).<br />
Doch wie entgeht dies Bild <strong>der</strong> Klage Schillers, dass im Wort<br />
<strong>der</strong> Seele es nicht mehr die Seele sei, die spreche: 319 im Bild<br />
Gottes nicht mehr Gott? Vielmehr statt seiner wir mit unseren<br />
menschlichen Bil<strong>der</strong>n? 320 O<strong>der</strong> dieselbe Frage aus <strong>der</strong> Gegenrichtung<br />
erhoben: Wie ein "absolutes Bild" denken: Bild, das sein<br />
"Gegenüber" unverkürzt zeigt <strong>und</strong> zugleich nichts ist als sein<br />
Bild, also ohne jeden Rest von Gegenüber, <strong>und</strong> wäre es "die<br />
dunkle Folie hinter dem Glas" (235 [157f])?<br />
Das geht, haben wir erwogen, nur in <strong>der</strong> Selbsthingabe eines<br />
Ich. Verweyen beruft sich auf Anselm (235f [157]): "Im<br />
Zusammenhang seiner Trinitätslehre findet sich bei Anselm von<br />
Canterbury die Formulierung: 'Verbum namque hoc ipsum quod<br />
verbum est aut imago, ad alterum est, quia non nisi alicuius<br />
verbum est aut imago – denn das Wort ist genau das, was es als<br />
Wort o<strong>der</strong> Bild ist, als Bezug auf ein an<strong>der</strong>es (o<strong>der</strong>: einen<br />
an<strong>der</strong>en), weil es nur Wort o<strong>der</strong> Bild von irgendetwas (o<strong>der</strong> von<br />
jemandem) ist'." 321 Es geht um eine "unnennbare Mehrheit".<br />
"Unnennbar fürwahr! Denn obgleich die Notwendigkeit dazu<br />
zwingt, dass es zwei sind, so kann doch in keiner Weise<br />
ausgedrückt werden, was [für] 'zwei' sie sind." 322<br />
_______________<br />
319 SW (G. Fricke / H. G. Göpfert), München 51973, I 31: "Warum<br />
kann <strong>der</strong> lebendige Geist dem Geist nicht erscheinen! / Spricht die Seele,<br />
so spricht ach! schon die Seele nicht mehr." (Aus solch zerreißendem<br />
Dualismus folgt für den <strong>Glaube</strong>n entsprechend [307]: "Welche Religion<br />
ich bekenne? Keine von allen, / Die du mir nennst! 'Und warum keine?'<br />
Aus Religion." Zeitgenossen, die das beeindruckt, sollten sich fragen:<br />
Warum dann nicht auch: "Welchen Menschen ich liebe..."?)<br />
320 "Eine vom Menschen angeschaute, vorhandene Schöpfung<br />
vermag in ihrem einfachen Gegebensein – trotz <strong>der</strong> vielen Spuren Gottes,<br />
die sich vielleicht darin finden lassen – nicht den strengen Begriff eines<br />
Bildes des Unbedingten zu erfüllen." Stünde <strong>der</strong> Anschauende doch ihm<br />
noch von außerhalb gegenüber. "Von hierher lässt sich <strong>der</strong> tiefste Gr<strong>und</strong><br />
dafür angeben, warum alle ’kosmologisch', d.h. vom Anschauen eines<br />
vorhandenen Seienden her gewonnenen Begriffe von Sein <strong>und</strong> schließlich<br />
von Gott zu kurz greifen." Verweyen, Anm. 298: 246 [158f] (1991!; die<br />
Neuausgabe enthält außer dem Anselm-Text keins <strong>der</strong> Zitate mehr im<br />
Wortlaut, in eckigen Klammern gebe ich die "Parallelstellen" an.)<br />
321 Monologion (F. S. Schmitt), Stuttgart-Bad Cannstatt 1964, Kap. 38<br />
(Op. omnia I 56).<br />
322 Ebd.: "Ineffabilem certe. Quamvis enim necessitas cogat, ut sint<br />
duo, nullo tamen modo exprimi potest, quid duo sint." Nach dem<br />
Abweis verschiedener Zweiheiten folgt dann seine Bestimmung von Bild