Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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20<br />
Kapitel 1<br />
"wechselnden Hüllen" dem Verän<strong>der</strong>ungsgeschehen unangemessen.<br />
Anstatt dass jener sich gleich bleibt <strong>und</strong> diese an<strong>der</strong>e<br />
werden, wird in Wahrheit ein <strong>und</strong> dasselbe – an<strong>der</strong>s: das identische<br />
Ganze än<strong>der</strong>t (nicht etwas an sich, son<strong>der</strong>n) sich. In diesem<br />
Sinn gilt schon hier, was Ricœur (11) für die Selbstheit (Selbsthaftigkeit,<br />
Selbst-sein – ipse) betont: dass sie "keinerlei Behauptung<br />
eines angeblich unwandelbaren Kerns <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />
impliziert." 27<br />
Wie also bleibt nun <strong>Person</strong> dieselbe/sie selbst in <strong>der</strong> Zeit?<br />
Ontologisch stehen wir vor dem Problem, Substanz we<strong>der</strong><br />
materialistisch noch idealistisch zu denken, sodann we<strong>der</strong> bloß<br />
als teleologisch sich "entfaltend" noch als bloß leeren Bezugspunkt.<br />
Und mit Richard Schaeffler lässt sich fragen, ob hier nicht<br />
allein die Theo-logie eine Antwort anbieten kann: vom anrufenden<br />
Gott <strong>und</strong> dem Seins-Gehorsam des Geschöpfs her. 28<br />
In unserer ethischen Perspektive realisiert diese Seins-<br />
Antwort sich als "Bodennehmen (sub-sistere, ὑπόκειμαι) in <strong>der</strong><br />
Gottesbegegnung, die [den <strong>Glaube</strong>nden] nicht aus Welt <strong>und</strong> Zeit<br />
entrückt, son<strong>der</strong>n ihn teilnehmen lässt an <strong>der</strong> Gleichzeitigkeit<br />
Gottes mit allen Augenblicken <strong>der</strong> Weltzeit, die freilich auch<br />
dann noch trägt, 'wenn Himmel <strong>und</strong> Erde vergehen'" (214).<br />
Derart ethisch akzentuiert, hat auf die Frage nach personaler<br />
Identität durch die Zeit (vor Jahren bei den Salzburger<br />
Hochschulwochen) Hermann Krings mit <strong>der</strong> Sentenz geantwortet:<br />
"Der Preis <strong>der</strong> Freiheit ist die Treue." 29 Und diese Antwort<br />
gebe auch ich. 30<br />
_______________<br />
27 O. Marquard bemerkt zum "<strong>Person</strong>kern", dass er "immerhin nicht<br />
das meint, was die Menschenfresser ausspucken müssen" (Identität:<br />
Schw<strong>und</strong>telos <strong>und</strong> Mini-Essenz, in: Identität (Anm. 24) 347-369, 348).<br />
An<strong>der</strong>erseits ist die Substanz-Kategorie wohl unaufgebbar. Gegenüber<br />
einem reinen Aktualismus ist festzuhalten, dass es zwar keine potentielle<br />
<strong>Person</strong> geben kann (was wäre die selbe Substanz, die vorher nur etwas<br />
<strong>und</strong> dann [aktuiert] ein jemand sein soll?), sehr wohl aber <strong>Person</strong>en in<br />
Potenz = in realer Anlage zu bewusstem Vollzug; dazu, ihres <strong>Person</strong>seins<br />
auch bewusst zu sein.<br />
28 Religiöse Gottesnamen <strong>und</strong> philosophische Gottesbegriffe, in:<br />
Religion als Gegenstand <strong>der</strong> Philosophie (Hg. G. Wieland), Pa<strong>der</strong>born<br />
1997, 197-217, 212-215.<br />
29 System <strong>und</strong> Freiheit. Gesammelte Aufsätze, Freiburg/München<br />
1980, 209-230. Freiheit – im Aufstieg vom Wählen über die Entscheidung<br />
<strong>zur</strong> Entschiedenheit (J. Sp., Freiheits-Erfahrung, Köln 3Köln 2006, Kap. 4)<br />
– meint ja nichts an<strong>der</strong>es als Identität.<br />
30 Als wohl einzig mögliche Alternative zu A. Rimbauds berühmtem