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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Ich als Du 31<br />

muss sich dazu/darauf verstehen, nichts zu werden <strong>und</strong> zu sein<br />

– sei es in asiatisch meditativem Sich-Lassen, sei es in westlichwissenschaftlicher<br />

Selbstentäußerung in die allgemeine Vernunft<br />

(bzw. ins Team). 52<br />

4. Auf jenem ersten Weg also "höbe" das Ich sich in das Ganze<br />

"auf", ins farblos weiße Licht des Allgr<strong>und</strong>s o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vernunft.<br />

Ein Gegenprogramm dazu rät, sich in die farbigen Dinge hinein<br />

zu verlieren. Wurde dort <strong>der</strong> "Wirklichkeit" die Realität abgesprochen:<br />

<strong>Glaube</strong>nstatsachen seien Vorstellungen, die Weltdinge<br />

nur ein Traum, das Zeithafte eigentlich nicht-existent, die Sinnesqualitäten<br />

"uneigentlich", gesellschaftliche Daten ein Konstrukt,<br />

Individuen eine Täuschung – , so wird hier umgekehrt<br />

eine "eigentliche" Realität jenseits des Faktischen bestritten.<br />

Galt es dort aus den Zeichen <strong>und</strong> ihrem verwirrenden Gegeneinan<strong>der</strong><br />

in das von ihnen eher verdeckte als bedeutete<br />

"Umgreifende" sich zu erheben (heiße es Nichts o<strong>der</strong> All-Eines),<br />

so geht es jetzt um den Abschied von allem tieferen Sinn. Mit<br />

Nietzsche gesagt: "Die wahre Welt haben wir abgeschafft:<br />

welche Welt blieb übrig? die scheinbare vielleicht?... Aber nein!<br />

mit <strong>der</strong> wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!"<br />

53 Das heißt, es gibt nur, was es gibt, <strong>und</strong> alles ist, was es<br />

ist, ohne weiteres zu bedeuten. Und da es <strong>der</strong> Streit um Bedeutungen<br />

ist, <strong>der</strong> die Menschen entzweit, wird so endlich das<br />

Glück "jenseits von Freiheit <strong>und</strong> Würde" erreichbar: Friede<br />

durch die Abschaffung des Menschen. 54<br />

_______________<br />

52 Dem Gedicht des Berner Hauslehrers (August 1796) tritt ein Text<br />

des arrivierten Religionsphilosophen an die Seite, <strong>der</strong> das religiöse<br />

Selbst-Opfer in <strong>der</strong> Wissenschaft auf den Begriff gebracht sieht:<br />

"Philosophie ist ebenso denkende Vernunft, nur dass bei ihr dies Tun,<br />

welches Religion ist, in <strong>der</strong> Form des Denkens erscheint." Sämtl. Werke<br />

in 20. Bd.n (E. Moldenhauer / K. M. Michel) Frankfurt/M. 1970, 16, 186.<br />

(Adorno weist in diesem Zusammenhang auf "Hegels leidvolle Gebärde,<br />

das zerdachte Antlitz dessen, <strong>der</strong> sich buchstäblich zu grauer Asche verbrennt",<br />

Ges. Schriften, Frankfurt/M. 1970ff, V 293.)<br />

53 Götzen-Dämmerung (KStA VI 81).<br />

54 "Lei<strong>der</strong> sind es öfter die Meinungen über die Dinge als die Dinge<br />

selbst, wodurch die Menschen getrennt werden", Goethe an Schiller, am<br />

15.12.1795 (nach Epiktet, Handbüchlein 5). – B. F. Skinner, Jenseits von<br />

Freiheit <strong>und</strong> Würde, Reinbek 1973. – Siehe: C. S. Lewis, Die Abschaffung<br />

des Menschen, Einsiedeln 1979.

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