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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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8<br />

Einführung<br />

philosophisch; das heißt, vom persönlichen, gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> weltanschaulichen Ort des Autors geprägt – statt dass er<br />

sich <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung beugte, "neutral", in einer Philosophie "tout<br />

court", 5 sich auf einen gemeinsamen Nenner zu reduzieren. Wie<br />

klein im übrigen wäre (<strong>und</strong> nicht erst "nachmo<strong>der</strong>n") dieser<br />

"größte gemeinsame Teiler"? Und dem zuvor: Vertritt diese<br />

For<strong>der</strong>ung nicht ihrerseits einen bestimmten Standpunkt?<br />

(Warum ihm zuliebe vom eigenen abgehen? Und auf welchen<br />

gemeinsamen Platz hin?)<br />

O<strong>der</strong> sollte umgekehrt je<strong>der</strong> einfach seine Ansicht vertreten?<br />

Im Doppelsinn des Wortes: seine persönlich-private Meinung<br />

über Gott <strong>und</strong> Welt – die zugleich die Ansicht spiegelt, welche<br />

die Wirklichkeit ihm zeigt? Doch ohne Anspruch an die an<strong>der</strong>en<br />

mit ihren je eigenen Vorstellungen? – Bis dahin, dass unter an<strong>der</strong>em<br />

Sklaverei, Apartheid, Antisemitismus, Misogynie, Pädophilie...<br />

gleichermaßen zu achtende Einrichtungen o<strong>der</strong> Einstellungen<br />

wären?<br />

2. Novalis notiert 1798 in seinen enzyklopädistischen Materialien:<br />

6 "Die Philosophie ist eigentlich Heimweh – Trieb, überall zu<br />

Hause zu seyn." Das heißt, <strong>der</strong> Philosoph bzw. <strong>der</strong> Mensch<br />

überhaupt ist einerseits nicht daheim; an<strong>der</strong>erseits aber sehnt er<br />

sich offenbar keineswegs einer fernen Heimat entgegen, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> zweite Teil spricht von dem Trieb, überall, also vor allem<br />

hier, daheim zu sein.<br />

Die Welt ist zunächst das bedrohlich Fremde ringsum. Innerhalb<br />

dieser überwältigenden Bedrohung schafft sich <strong>der</strong><br />

Mensch einen überschaubaren Lebensraum für sich <strong>und</strong> die Seinen.<br />

– 'Raum' kommt von 'räumen'; <strong>und</strong> das heißt eigentlich:<br />

freilegen, roden. – Im Dschungel <strong>der</strong> Welt also räumt sich <strong>der</strong><br />

Mensch einen Platz frei, an dem er mit den Seinen sich wohlfühlen<br />

kann, weil innerhalb dieses Platzes er selber "Wetter" <strong>und</strong><br />

"Stimmung" zu korrigieren vermag, statt ihren Launen schutzlos<br />

ausgeliefert zu sein. 7<br />

_______________<br />

5 J. Sp., Hölzernes Eisen – Stachel im Fleisch? Christliches Philosophieren,<br />

Münster 2001.<br />

6 Schriften (Kluckhohn-Samuel), Stuttgart 1960ff, III ( 21968) 434 (Nr.<br />

857).<br />

7 Für Essen, Schlafen, Lieben, Kin<strong>der</strong>erziehung gibt es in mo<strong>der</strong>nen<br />

Wohnungen beson<strong>der</strong>e Räume, "<strong>und</strong> dann gibt es da noch das<br />

Wohnzimmer. Was macht man da? Man wohnt. Was ist das?" H.<br />

Schmitz, Das Göttliche <strong>und</strong> <strong>der</strong> Raum (System <strong>der</strong> Philosophie III 4),<br />

Bonn 1977, XV. – Vom Augenschluss her, jenem Bei-sich-Sein, "wenn ich,

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