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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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54<br />

Kapitel 2<br />

Nichts als solches aber wäre "sauber" – wie die Lage nach völligem<br />

Abschluss eines Fäulnis- o<strong>der</strong> Verwesungsprozesses. Was<br />

aber ist <strong>der</strong> Wahrheitskern in <strong>der</strong> so verbreiteten "<strong>Person</strong>ifizierung"<br />

(Substantivierung <strong>und</strong> Hypostasierung) des Bösen?<br />

Sie liegt in einer oft verkannten Eigenart <strong>der</strong> sittlichen Situation.<br />

Dass in ihr nämlich keineswegs außermoralisches Wohl<br />

<strong>und</strong> Wehe die Hauptrolle spielen, wie <strong>der</strong> Utilitarismus annimmt.<br />

Es geht in ihr vor allem Tun um ein Sein, <strong>und</strong> zwar um<br />

das des Handelnden. Er ist das erste "Objekt" seines Denkens,<br />

Redens <strong>und</strong> Tuns. Ob es mir glückt, jemanden zu betrügen,<br />

hängt von meiner Findigkeit, von seiner Klugheit <strong>und</strong> von <strong>der</strong><br />

Gunst o<strong>der</strong> Ungunst <strong>der</strong> Umstände ab. Was mir bei meinem<br />

Betrugsversuch aber in jedem Falle "gelingt", ist: mich auf dem<br />

Weg zum Betrügersein voranzubringen. – In diesem Sinn hat<br />

man uns unsere eigenen Enkel bzw. Großeltern genannt. Denn<br />

wir sind "Vater/Mutter" unserer "Gedanken, Worte <strong>und</strong> Werke"<br />

– <strong>und</strong> zugleich <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>.<br />

Belasten<strong>der</strong> als die Tatsache, dass niemand Getanes ungetan<br />

machen kann, ist die Erfahrung, dass wir uns durch unser<br />

Handeln o<strong>der</strong> Unterlassen zu dem gemacht haben, <strong>der</strong>/die wir<br />

nun sind. 107 Wer Böses will, denkt, redet, tut, ist dadurch selber<br />

böse geworden. Und wer sich endgültig dafür entschieden hätte,<br />

wäre endgültig böse. Nicht das, aber <strong>der</strong>/die Böse.<br />

O<strong>der</strong> wäre es auch <strong>und</strong> gerade dann geboten, statt von<br />

dem/<strong>der</strong> Bösen von einem/ einer Bösen zu sprechen? – Mit dieser<br />

Frage sind wir ausdrücklich zum "<strong>und</strong>" zwischen <strong>der</strong> Freiheit<br />

<strong>und</strong> dem Bösen gekommen.<br />

Freiheit Und das Böse?<br />

1. Das schlechthin Böse, hat sich gezeigt, gibt es nicht. Es kann<br />

nur als Parasit des Guten existieren. Das zeigt seine wesenhafte<br />

Schwäche, doch zugleich auch seine erschreckende Macht. 108<br />

_______________<br />

107 Siehe M. Blondel, L'Action (1893), Paris 1950, 330f. (Die Aktion,<br />

Freiburg-München 1965, 356f.).<br />

108 Augustinus' metaphysische These vom Nicht[s]-Sein des Bösen<br />

läuft also mitnichten auf seine "Entbösung" hinaus (wie heute immer<br />

wie<strong>der</strong> in Beiträgen zum Theodizeeproblem behauptet); sie meint das<br />

Gegenteil von Subtraktion: Pervertierung. Dazu (einmal, statt metaphysisch,<br />

von den metaphysical poets aus) R. Pinsky, The Pageant of<br />

Unbeing, in: The Poet's Dante (Hg. P. S. Hawkins / R. Jacoff), New York<br />

2001, 306-318.

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