Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Priestertum 167<br />
serer Freiheit gehört. Sie ist kein Schicksal, "Seins-Schuld",<br />
son<strong>der</strong>n Tat-Sache als Freiheitstat. Auf den ersten <strong>und</strong> zweiten<br />
Blick mag man dies als erdrückende Überfor<strong>der</strong>ung sehen. Was<br />
aber hieße, für den dritten Blick, Erlösung, wäre es nicht so?<br />
Gäbe es dann noch Erlösung für uns o<strong>der</strong> nicht nur von uns?<br />
Fragt man nun danach, worin die Sünde bestand, dann<br />
wurde hier ihre Wurzel heute im Misstrauen des wissend<br />
endlichen Geschöpfs Gott gegenüber gesehen (Anm. 113). Hier<br />
sind die Theologen <strong>der</strong> Reformation im Recht: Jede Verfehlung<br />
entspringt einem Mangel an <strong>Glaube</strong>n. Der Sün<strong>der</strong> glaubt nicht,<br />
dass Gott auch für ihn "alles zum Guten führt" (Röm 8,28). Also<br />
meint er, selbst sich nehmen zu müssen, was er gern hätte. 418<br />
ὀλιγοπιστία (oligopistia) – "Kleinglaube" nennt das die Schrift<br />
(Mt 6,30; 17,20).<br />
Dem hat <strong>der</strong> Sohn sich ausgesetzt bis in den Tod – um ihn<br />
österlich zu verwandeln.<br />
3. Geheiligt durch den Geist – "Damit wir nicht uns selber leben,<br />
son<strong>der</strong>n ihm [...], hat er von dir, Vater, als erste Gabe für alle, die<br />
glauben, den Heiligen Geist gesandt, <strong>der</strong> das Werk deines<br />
Sohnes auf Erden weiterführt <strong>und</strong> alle Heiligung vollendet."<br />
Ein Kerngedanke Karl Rahners ist die Betonung <strong>der</strong><br />
"ungeschaffenen Gnade". 419 Weithin hatte man die Gnade als<br />
(uns zu-) geschaffen gedacht: als Geschenk eines neuen Seins<br />
<strong>und</strong> Könnens des Menschen; in metaphysischer Sprache: als ein<br />
Akzidens, "wie ein gemaltes Brett seine Farbe trägt." 420 So etwa<br />
die Liebe. Doch wenn Paulus schreibt, die Liebe Gottes sei<br />
ausgegossen in unsere Herzen durch den uns gegebenen<br />
Heiligen Geist (Röm 5,5), 421 dann ließe sich schon die Lesart<br />
dieses Genitivs diskutieren: unsere Liebe zu Gott o<strong>der</strong> seine zu<br />
uns; sodann muss diese Liebe nicht etwas an<strong>der</strong>es sein als eben<br />
_______________<br />
418 Wären alle Bäume zugänglich gewesen, hätte die Schlange<br />
gefragt, was Gott wohl im Himmel für sich behalte. Statt solchen Zweifel<br />
abzuweisen, haben wir ihn ins Vertrauen gezogen – <strong>und</strong> damit erfahren<br />
müssen, was es heißt, sich sein Leben zu nehmen. Das Geschöpf "nahm<br />
sich das Leben, aber vielmehr ergriff es damit den Tod”. G. W. F. Hegel,<br />
Phänomenologie (Anm. 47), 243.<br />
419 Siehe K. Rahner / H. Vorgrimler, Kleines Theologisches Wörterbuch,<br />
Freiburg, 10. neubearb. Aufl. 1976, 156-160.<br />
420 M. Luther, WA 10 I 1,114f, nach: O. H. Pesch, Frei sein aus Gnade,<br />
Freiburg 1983, 268f.<br />
421 Siehe <strong>zur</strong> Stelle O. Kuss, Der Römerbrief (1. Lieferung), Regensburg<br />
1963.