Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 2<br />
Aber besagt dies nicht, dass das Böse doch <strong>zur</strong> Freiheit gehört?<br />
Keineswegs. Der Teufel ist ein gefallener Engel. 112 Mitnichten<br />
hat Freiheit neben dem Guten auch das Böse zu verwirklichen.<br />
Gut <strong>und</strong> Böse stehen ja nicht wie verschiedene (gegensätzliche)<br />
Güter <strong>zur</strong> Wahl, son<strong>der</strong>n das Freiheitswesen vor <strong>der</strong><br />
Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen Leben <strong>und</strong> Sein. Im theoretischen<br />
Feld sieht das auch je<strong>der</strong>: Wer käme auf die Idee, sich reicherer<br />
Erfahrung wegen nicht mit (wahren) Einsichten zu "begnügen",<br />
son<strong>der</strong>n ieber in regelmäßigen Abständen zu irren o<strong>der</strong> sich<br />
täuschen zu lassen? An<strong>der</strong>s auf praktischem Gebiet.<br />
Ich sehe dafür zwei Gründe. Einmal ist oft genug korrektes<br />
Verhalten nicht wirklich moralisch, son<strong>der</strong>n nur (I. Kant) legal,<br />
also <strong>der</strong> Furcht (bzw. <strong>der</strong> Bequemlichkeit) gedankt. Sodann vor<br />
allem schließt das Ja zum Guten in seiner konkret zu lebenden<br />
Gestalt unweigerlich das Nein zu Gütern ein (etwa die entschiedene<br />
<strong>und</strong> ganzheitliche Zuwendung zu einem Menschen den<br />
_______________<br />
bejahe dich – nicht abzüglich deiner Schuld, son<strong>der</strong>n mit ihr, die ich nicht<br />
bejahe.<br />
112 Ob es solche Geistwesen gebe, ist natürlich philosophisch<br />
unentscheidbar. (Immerhin ließe sich fragen, ob ausgemachter Weise <strong>der</strong><br />
Mensch die Höchstgestalt existieren<strong>der</strong> Seins- <strong>und</strong> Lebensformen darstelle).<br />
– Der seinerzeit in <strong>der</strong> katholischen Kirche geführte Streit über die<br />
Existenz des Teufels hatte mehrere Dimensionen. Es ging 1. darum, ob<br />
die Existenz solcher Wesen zum <strong>Glaube</strong>ns-Inhalt gehöre o<strong>der</strong> nur zu<br />
dessen zeitbedingter Ausdrucksweise. Sodann war 2. zu klären, ob diese<br />
Wesen als personal zu bezeichnen seien.<br />
Bewusstsein <strong>und</strong> Freiheit muss ihnen eignen, um sich auf die<br />
absolute Wirklichkeit <strong>und</strong> Güte beziehen zu können. In diesem Sinn also<br />
sind sie personal, wenn auch ganz an<strong>der</strong>s als wir. Ein Problem wirft die<br />
klassische <strong>Person</strong>-Definition des Boethius auf (Anm. 18), wenn man<br />
thomanisch die reinen Geister als überindviduelle Wesen denkt. – Ein<br />
zweites Problem entsteht aus dem mo<strong>der</strong>nen dialogischen <strong>Person</strong>-<br />
Begriff, <strong>der</strong> Du-Bezug <strong>und</strong> Mit-Sein in den Mittelpunkt rückt. Darum hat<br />
damals J. Ratzinger formuliert: "Wenn man fragt, ob <strong>der</strong> Teufel <strong>Person</strong><br />
sei, so müsste man richtigerweise wohl antworten, er sei die Un-<strong>Person</strong>.<br />
Die Zersetzung, <strong>der</strong> Zerfall des <strong>Person</strong>seins" (Abschied vom Teufel? In:<br />
<strong>der</strong>s., Dogma <strong>und</strong> Verkündigung, München 1973, 225-234, 233). Ähnlich<br />
dann auch: Teufel – Dämonen – Besessenheit (Hg. W. Kasper / K.<br />
Lehmann), Mainz 1978 (bes. die Beiträge <strong>der</strong> Herausgeber).<br />
Die Frage <strong>der</strong> Besessenheit bleibt hier ebenfalls unbehandelt <strong>und</strong><br />
darum offen. Nur soviel, dass eine Fokussierung auf das Thema Exorzismus<br />
angesichts <strong>der</strong> ungeheuerlichen Dimensionen des Bösen in unserer<br />
Welt eher "Wasser auf des Teufels Mühlen" wäre. Leseempfehlung:<br />
C. S. Lewis, Screwtape Letters – Dienstanweisung an einen Unterteufel;<br />
L. Kolakowski, Gespräche mit dem Teufel, München 1968.