Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 6<br />
sen. An<strong>der</strong>erseits habe ich mich bereits gegen den "Gnadenstuhl"<br />
gewandt (Anm. 215). Indem man nämlich das biblische<br />
Bil<strong>der</strong>verbot verletzt <strong>und</strong> den Vater als "Hochbetagten" (Dan<br />
7,22) vorstellt, verstößt man zugleich gegen die Göttlichkeit des<br />
<strong>und</strong>arstellbaren Geistes.<br />
Gr<strong>und</strong>legend erscheint im Gnadenstuhl – anthropozentrisch<br />
– nur die heilsgeschichtliche (= "ökonomische") Trinität. Zwar ist<br />
es wirklich erst die Heilsgeschichte, in <strong>der</strong> Gott sich uns als<br />
dreieiniger offenbart (<strong>und</strong> im Ringen um sie spielen soteriologische<br />
Argumente eine wichtige Rolle); doch hängt zunächst<br />
sogar eben ihre soteriologische "Kraft" daran, dass die ökonomische<br />
Trinität die immanente ist. 359 Sodann aber <strong>und</strong> vor allem<br />
sollte es dem Menschen um Gott selber gehen: um Gott, nicht<br />
bloß wie Er wirkt, son<strong>der</strong>n wie Er – seiner Selbstoffenbarung<br />
zufolge – ist, <strong>und</strong> zwar nicht bloß für uns, son<strong>der</strong>n für sich<br />
selber <strong>und</strong> in sich selbst.<br />
Dem lässt sich, zweitens, nun wenigstens im nachhinein für<br />
Vater <strong>und</strong> Sohn in ihrem Austausch entsprechen. Der Geist aber<br />
ist in Flammen- wie Taubengestalt nur "ökonomisch" gegenwärtig.<br />
Und hier steht er obendrein gegenüber den beiden Mannes-<br />
Gestalten in einer Weise <strong>zur</strong>ück, die seine "Gleichheit in <strong>der</strong><br />
Majestät – in maiestate aequalitas" aufs gröblichste verletzt. Auf<br />
<strong>der</strong> einen Seite geht bei dem Zueinan<strong>der</strong> von altem <strong>und</strong> jungem<br />
Mann in ihrer Ähnlichkeit die abgründige Verschiedenheit <strong>der</strong><br />
<strong>Person</strong>en (die ja nicht Individuen einer Art sind) verloren. Auf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite fällt <strong>der</strong> Geist aus dieser Zweisamkeit so sehr<br />
heraus, dass er nicht einmal als Dritter erscheint (so wenig sich<br />
ein Tier zu zwei Menschen zählen lässt). 360<br />
_______________<br />
359 Vgl. K. Rahner, Über den Begriff des Geheimnisses in <strong>der</strong><br />
katholischen Theologie, in: Schriften <strong>zur</strong> Theologie 4, 51-99, 95. Die Stelle<br />
ist ausführlicher <strong>und</strong> darum wohl nicht so leicht missdeutbar wie die<br />
berühmt(berüchtigt?)e knappe Formel in MySal II 328: "Die 'ökonomische'<br />
Trinität ist die 'immanente' Trinität <strong>und</strong> umgekehrt."<br />
360 Dazu passen "trinitarische" Konzepte bis heute, die den Geist als<br />
Band, Geschenk, Kuss o<strong>der</strong> sogar Wort zwischen Vater <strong>und</strong> Sohn denken<br />
wollen, wenn nicht schlicht als <strong>der</strong>en Wir <strong>und</strong> Eins (beför<strong>der</strong>t dadurch,<br />
dass er keinen Eigennamen trägt, son<strong>der</strong>n als "Geist" wie "Liebe" Gottesnamen,<br />
mit an<strong>der</strong>en Folgen als beim Vater). Tatsächlich ist <strong>der</strong> Geist<br />
nicht bloß die Liebe "zwischen", son<strong>der</strong>n wird selber geliebt <strong>und</strong> liebt –<br />
wie <strong>der</strong> Logos nicht bloß aus-gesagt, son<strong>der</strong>n sich zugesagt wird: seinerseits<br />
hört <strong>und</strong> spricht.