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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Kapitel 2<br />

muss" (374), sodann, dass <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> das eigentlich Starke,<br />

Wirkende sei: "Dasselbe, was durch den Willen <strong>der</strong> Kreatur böse<br />

wird (wenn es sich ganz losreißt, um für sich zu sein), ist an sich<br />

selbst das Gute, solang es nämlich im Guten verschlungen <strong>und</strong><br />

im Gr<strong>und</strong>e bleibt" (400). Das Zueinan<strong>der</strong> von Gut <strong>und</strong> Böse wie<br />

auch von Freiheit <strong>und</strong> Bösem wird also in gnostischer Tradition<br />

als Gegensatz-Einheit gesehen: "Eine attrahierende [anziehende]<br />

<strong>und</strong> eine repellierende [abstoßende] Kraft für sich zu denken, ist<br />

unmöglich" (ebd.).<br />

Ähnliches begegnet immer zum "bösen Trieb" bei den Rabbinen,<br />

weil er mit <strong>der</strong> naturhaften Aggressivität (als Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Kampfkraft) des Lebendigen identifiziert wird. – We<strong>der</strong><br />

darauf noch auf Schellings Theosophie können wir uns hier<br />

genauer einlassen, müssen es aber auch nicht, weil es statt um<br />

Denkgeschichte um die Sache zu tun ist.<br />

Danach kann das Und we<strong>der</strong> bedeuten, Freiheit (in ihrer<br />

Macht) sei das Böse, noch: sie habe es – zumindest auch – zu realisieren.<br />

Führt letztere These sich nicht schon selbst ad absurdum?<br />

Denn bestimmt man das Böse als das, was keinesfalls<br />

sein darf (unbedingt nicht-sein soll – <strong>und</strong> wie sollte man es<br />

ernsthaft an<strong>der</strong>s bestimmen?), um dann zu erklären, sein Dasein<br />

sei nötig, 115 dann wi<strong>der</strong>spricht man sich selbst – ohne dass ich<br />

hier einen Ausweg in subtile "Dialektik" sähe.<br />

Wie sollte das Böse "aufgehoben" werden? – Leid <strong>und</strong><br />

Schmerz sind aufhebbar; <strong>der</strong> biblische Ausdruck dafür heißt<br />

"Verklärung". Das Böse verklären hieße, es potenzieren. Und lei<strong>der</strong><br />

bewegen wir uns damit nicht etwa bloß in akademischen<br />

Gedankenspielen. Es geht vielmehr um ein gängiges Missverständnis<br />

<strong>der</strong> gefährlichen Osternacht-Formel "felix culpa".<br />

Das Böse soll keineswegs bloß "nicht bleiben". Auch, wenn<br />

geschehen, hätte es doch nie geschehen dürfen. Und dies gerade<br />

nochmals dann, wenn es vergeben wurde. Denn zu was macht<br />

ein Schuldiger die Vergebung, wenn er dem, <strong>der</strong> sie ihm zuspricht,<br />

erklärt, eigentlich habe er ihm für die Ermöglichung<br />

solchen Selbstüberstiegs noch dankbar zu sein?<br />

_______________<br />

115 Für Hegel ist es die "Existenz des Wi<strong>der</strong>spruchs", "ein Zustand,<br />

<strong>der</strong> nicht sein soll, d.i. <strong>der</strong> aufgehoben werden soll, aber nicht ein solcher,<br />

<strong>der</strong> nicht eintreten soll; er ist eingetreten, indem Bewusstsein <strong>der</strong> Mensch<br />

ist." Werke (Anm. 52) 11, 373 (zu Göschels Aphorismen) <strong>und</strong> Vorlesungen<br />

5 (W. Jaeschke), Hamburg 1984, 42 (vgl. Werke 17, 250-261).

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