Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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34<br />
Kapitel 1<br />
Begriff participatio – Teilhabe <strong>und</strong> -gabe (in dynamischem Vollsinn:<br />
Austausch). 58<br />
Darum ist Haben ver-antwortlich: Anruf- <strong>und</strong> Antwortgeschehen.<br />
Um aber tauschen <strong>und</strong> darin sich austauschen zu<br />
können, muss man haben, was man geben könne. Darin liegt die<br />
eigentliche Begründung des Privateigentums, zuhöchst des<br />
Eigentums kat' exochén, des eigenen Leibes <strong>und</strong> Lebens.<br />
3. Das for<strong>der</strong>t, die ethischen Implikationen des zunächst theoretisch<br />
gemeinten Seins-für zu betrachten. An<strong>der</strong>s gesagt, Humes<br />
Trennung von Sein <strong>und</strong> Sollen gilt weniger fraglos, als bis heute<br />
oftmals angenommen. Recht leicht zeigt sich das hinsichtlich des<br />
"implizierenden" Habens: Möglichkeiten <strong>und</strong> Vermögen, die<br />
jemand hat, rufen nach Realisierung; Talente sollen nicht vergraben<br />
werden; ein Licht gehört nicht unter den Scheffel. – So<br />
aber meint die Überlegung auch das besitzend Gehabte, also die<br />
"Sozialpflichtigkeit" von Besitz <strong>und</strong> Eigentum. 59<br />
Probleme entstehen hier daraus, dass wir zumeist nur Aktiv<br />
<strong>und</strong> Passiv als Aktionsarten kennen, während es in den klassischen<br />
Sprachen noch das Medium gibt. Es sei hier nicht als die<br />
dritte, son<strong>der</strong>n erste <strong>und</strong> ursprüngliche ins Gespräch gebracht.<br />
Im Deutschen lässt es sich nur durch eine Reflexiv-Konstruktion<br />
mit 'Lassen' ausdrücken. 60<br />
Solches Sich-Erfassen-Lassen ist vor Aktiv <strong>und</strong> Passiv die<br />
Gr<strong>und</strong>vollzugsweise von Sein <strong>und</strong> Leben. In allen seinen<br />
Dimensionen, <strong>der</strong> ethischen, ästhetischen, erotischen, sexuellen<br />
wie religiösen: überall bildet den Anfang ein Ergriffenwerden,<br />
welches man nicht (aktiv) "selbsttätig" erstellen kann, dem man<br />
jedoch auch nicht (passiv) ausgeliefert ist; denn man kann sich<br />
verweigern.<br />
Statt Besitzen als (auch das gibt es) Besessen-sein besagt in<br />
diesem Sinne Haben ein wechselseitiges Gehören als An- <strong>und</strong><br />
Zugehören. Nicht als gehörte ein Mensch jemandem, doch er<br />
_______________<br />
58 J. Sp., Partizipation – Freiheit in Verantwortung, in: ThGl 81 (1991)<br />
177-189.<br />
59 Dem sind Weise seit je mit dem Ratschlag begegnet, man solle<br />
nichts haben <strong>und</strong> nicht(s) taugen, um nicht behelligt zuwerden; denn wo<br />
nichts sei, sei auch nichts zu holen. Doch hieße das in letzter<br />
Konsequenz: das Leben nicht haben zu wollen, um es nicht leben zu<br />
müssen.<br />
60 Das Paulinische καταλλάγητε (katallágete – "seid versöhnt" [2 Kor<br />
5,20]) heißt in <strong>der</strong> Übersetzung: "Lasst euch mit Gott versöhnen."