Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 3<br />
liche steigern? 165 – Woher indes die Kraft zu solcher Steigerung?<br />
166 Erst recht, insofern es nicht bloß um Endlosigkeit geht:<br />
Indefinites, son<strong>der</strong>n um das positiv Unendliche: Infinitum. 167 Man<br />
kann in alldem Herrschaftswillen am Werk sehen – wie Nietzsche/Heidegger<br />
– o<strong>der</strong> Jean Luc Marion168. Doch gegen wen<br />
spricht solcher soupçon?<br />
Die entscheidende Unvollkommenheit des "denkenden Ich"<br />
besteht darin, dass es "nicht das Licht" ist <strong>und</strong> so zwar (unauskömmlich)<br />
"von ihm Zeugnis" gibt, doch nie vollkommen, stets<br />
verbesserungsbedürftig. Das hat jüngst insbeson<strong>der</strong>e Emmanuel<br />
Levinas immer wie<strong>der</strong> <strong>zur</strong> Sprache gebracht. Auch er bezieht<br />
sich auf das Sonnengleichnis, <strong>und</strong> zwar auf dessen Spitzenbestimmung:<br />
Das Gute als (509 b) "ἐπέκεινα τῆς οὐσίας – jenseits<br />
<strong>der</strong> Seiendheit". 169 Jenseits, insofern er das Sein in <strong>der</strong> Perspektive<br />
von Spinozas "conatus entis" sieht: <strong>der</strong> Seinsneigung <strong>zur</strong><br />
Selbsterhaltung. 170 In diesem Sinn unterscheidet er beim Verlangen<br />
des endlichen Ich vom Bedürfnis (besoin) nach dem erfüllenden<br />
Gut(en) das Verlangen (désir) nach besserem Gutsein. 171<br />
Und in diesem Verlangen erscheint im Endlichen (en fini) das<br />
Unendliche (In-fini). "Die Idee Gottes, das ist Gott in mir." 172<br />
_______________<br />
165 2. Einwände (164): AT VII, 123; 5. Einw. (401, 418f.): AT VII, 292f.<br />
166 5. Erwid. (518, 525): AT VII, 365; Entretien (3. Medit.): AT V, 153.<br />
167 1. Erwid. (148-150): AT VII, 112-114; Entretien (Prinz. I): AT V, 167;<br />
Brief an C. Clerselier, 23. IV. 1649: AT V, 355f.<br />
168 Anm. 160: 229: "Wir wollen, indem wir den Sinn des lateinischen<br />
Ausdrucks wirksam werden lassen, die Wendung 'Dictat [...] lumen<br />
naturae' (AT VII, 108, 18) als Diktat <strong>der</strong> Vernunft verstehen, durch das<br />
dem ens in quantum ens auferlegt wird, nicht an<strong>der</strong>s denn als<br />
verursachtes zu sein: ens ut causatum. Die von <strong>der</strong> causa über das Seiende<br />
ausgeübte Herrschaft geht also über die Herrschaft hinaus, die die<br />
cogitatio ausübte." 230: "Die Ursache kann also nur dadurch Prinzip (als<br />
Diktat <strong>der</strong> Vernunft) werden."<br />
169 Z. B. Jenseits des Seins o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s als Sein geschieht (Th.<br />
Wiemer), Freiburg/München 1992, 24.<br />
170 Z. B. Wenn Gott ins Denken einfällt (Th. Wiemer), Freiburg/<br />
München 1985, 38 (Spinoza, Ethica III prop. 7).<br />
171 Z. B. Totalität <strong>und</strong> Unendlichkeit (N. Krewani), Freiburg/<br />
München 1987, 145f; siehe J. Sp., Gotteserfahrung im Gesicht des an<strong>der</strong>en?<br />
in: Gott – das bleibende Geheimnis (Hg. P. Reifenberg, FS W.<br />
Seidel), Würzburg 1996, 151-172.<br />
172 E. Levinas, Gott <strong>und</strong> die Philosophie, in: Gott nennen (Hg. B.<br />
Casper), Freiburg/München 1981, 81-123, 96; <strong>der</strong>s., Über die Idee des<br />
Unendlichen in uns, in: Verantwortung für den An<strong>der</strong>en – <strong>und</strong> die Frage