Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Gottesbeweis aus Gotteserfahrung? 67<br />
In <strong>der</strong> Natur aber sehen wir ihn, weil wir seine Idee schon in<br />
uns tragen. "In diesem Punkt ist Bonaventura von seinem Sentenzenkommentar<br />
bis an sein Lebensende ein treuer Schüler des<br />
heiligen Anselm geblieben" (148). Ja, er hat dessen stark ineinan<strong>der</strong>geschachteltes<br />
<strong>und</strong> offenbar missverständliches (da immer<br />
wie<strong>der</strong> missverstandenes) Verfahren zu schlagen<strong>der</strong> Klarheit<br />
vereinfacht.<br />
Einfacher schon als <strong>der</strong> Gedankengang im Proslogion liest<br />
sich Bonaventuras These: "So groß ist die Wahrheit des göttlichen<br />
Seins, dass man nicht zustimmend denken kann, es sei<br />
nicht." 136 Wie aber erst die Formel "Si Deus est Deus, Deus est –<br />
Wenn Gott Gott ist, ist Gott." 137<br />
"Gott als Gottesbeweis" hat Josef Seifert seine "phänomenologische<br />
Neubegründung des ontologischen Arguments"<br />
überschrieben, die 1996 erschienen ist <strong>und</strong> auf die ich mich im<br />
Folgenden stütze. 138<br />
Zugr<strong>und</strong>e liegt die doppelte Erstevidenz, dass es etwas gibt,<br />
nicht nichts – <strong>und</strong> damit absolute Wirklichkeit. Es geht um Einsicht,<br />
wie schwach auch immer, in das göttliche Wesen: seine<br />
Vollkommenheit <strong>und</strong> Selbstnotwendigkeit, seine Unerfindlichkeit<br />
<strong>und</strong> absolute Unüberbietbarkeit. "Die reinen Vollkommenheiten,<br />
<strong>und</strong> nicht <strong>der</strong>en Ersatz durch ein unerkennbares dunkles<br />
X 'absoluter Transzendenz' im Sinne eines Jaspers, sind <strong>der</strong><br />
Gr<strong>und</strong> für die absolute Transzendenz <strong>und</strong> Unaussprechlichkeit<br />
Gottes" (110). Das Argument beruht sonach auf vier Voraussetzungen<br />
(124f): 1. geht es nicht vom Begriff aus, son<strong>der</strong>n vom<br />
erblickten <strong>und</strong> eingesehenen Wesen; 2. ist dieses Wesen uns<br />
hinreichend bekannt; 3. kann Existenz im Wesen einer Sache<br />
gründen (<strong>und</strong> dies uns erkennbar sein); 4. stellt Existenz eine<br />
Vollkommenheit dar.<br />
1. Der Vorwurf logischer Fehler missversteht das hier Versuchte;<br />
<strong>der</strong> Beweis begeht we<strong>der</strong> einen Übergang (Metabasis) von <strong>der</strong><br />
Logik in die Realität noch einen zirkulären Fehler (petitio principii)<br />
<strong>und</strong> verwechselt auch nicht Definition <strong>und</strong> Urteil (obwohl es<br />
_______________<br />
136 Tanta est veritas divini esse, quod cum assensu non potest cogitari<br />
non esse. Sent I d. 8, p. I, 1, 2 (Op. omn. I, 153-155).<br />
137 "... sed antecedens est adeo verum quod non potest cogitari non<br />
esse; ergo Deum esse est verum indubitabile": De myst. Tritinit. I 1, 29 (V,<br />
48).<br />
138 Josef Seifert, Gott als Gottesbeweis, Heidelberg 1996. – Die Abhandlung<br />
wird hier nicht ihrerseits diskutiert (dazu meine Rezension in:<br />
ThPh 73 [1998] 134-137).