Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 3<br />
Der Blick in den Spiegel schenkt dies nicht – selbst wenn<br />
man das Auge des Partners als Spiegel missbraucht. Denn, wie<br />
bedacht sieht kein Blick sich. Im Sinn von Augustins "vi<strong>der</strong>e videntem"<br />
haben wir dem "Ich bin ich" wie "Ich bin Du" das "Ich<br />
bin dein" entgegengesetzt (Anm. 68, 69).<br />
Es bewährt sich gerade am Schmerz des "Du sollst": So beschämend<br />
es ist, erst sollen zu müssen, man stelle sich vor, etwa<br />
als Folge einer schweren Verfehlung sei man des Gewissens<br />
verlustig gegangen. Vielleicht sieht das jemand zunächst als Vorteil<br />
– bis er bemerkt, er lebte so als zweibeiniges Tier. Daran mag<br />
uns aufgehen: Dass wir gut sein sollen, ist etwas, das wir dürfen.<br />
Ein Geschenk, Zuspruch von Würde. Und es wird uns trotz uns<br />
zuteil (das "Gesetz" als "Gnade"). Ungeachtet unseres Versagens<br />
werden wir immer noch <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> neu vom Heiligen<br />
angesprochen <strong>und</strong> zu ent-sprechendem Sein <strong>und</strong> Tun gerufen.<br />
In diesem Sinn sei erneut das große Wort von Emmanuel Levinas<br />
aufgenommen: "Gott überhäuft mich nicht mit Gütern,<br />
son<strong>der</strong>n er drängt mich <strong>zur</strong> Güte, was besser ist als alle Güter,<br />
womit man uns überhäufen könnte." 208<br />
Er tut dies durchaus auch im Denken.<br />
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208 Gott <strong>und</strong> die Philosophie (Anm. 172), 107.