Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 1<br />
In <strong>der</strong> Tat wäre pure Realität nur um diesen Preis zu<br />
erreichen; denn <strong>der</strong> Mensch ist "animal symbolicum". 55 So bleibt,<br />
will er leben, nur <strong>der</strong> Ausweg von Privat-Symbolik <strong>und</strong> -Mythologie.<br />
Überdeutlich im Kunstbetrieb, aber nicht weniger im<br />
"Bastelwesen" von privater Lebensgestaltung <strong>und</strong> persönlichem<br />
Religions-Mix. Fachlich heißt das beispielsweise Konstruktivismus.<br />
Damit – weil nur Verbindlichkeiten verbinden – sind wir<br />
erneut in die Vereinzelung geraten: das Ich als Monade,<br />
Individuum, griechisch. Atom. Und wie bei den physikalischen<br />
Licht-Theorien schlagen hier lebensweltlich die Konzepte "dialektisch"<br />
in einan<strong>der</strong> um: Korpuskel <strong>und</strong> Welle: Single-Dasein<br />
<strong>und</strong> Aufgang im Ganzen, in Techno-Rausch o<strong>der</strong> systemtheoretisch,<br />
im nationalistischen Groß-Ich o<strong>der</strong> im Angebot asiatischer<br />
"Fülle des Nichts". 56<br />
Mit-sein <strong>und</strong> (An-)Teilnahme<br />
1. Gänzlich an<strong>der</strong>s stellt sich alles dar, wenn wir nicht fraglos<br />
dies Verständnis theoretischer Objektivität zum Ausgangspunkt<br />
nehmen, son<strong>der</strong>n die Erfahrung, angesprochen <strong>und</strong> beansprucht<br />
zu sein.<br />
Mit diesem Bewusstsein kann man sich natürlich wie<strong>der</strong> in<br />
unterschiedlicher Weise befassen. Den philosophischen Zugang<br />
signalisiert das verdoppelnde "qua/als": Es geht um die Gewissenserfahrung<br />
"als" Gewissenserfahrung, um sie "als solche",<br />
"insofern sie Gewissenserfahrung ist". Damit ist zweierlei gemeint:<br />
das Ganze steht im Blick, nicht bloß bestimmte Seiten <strong>und</strong><br />
Beziehungen daran; <strong>und</strong> <strong>der</strong> Blick seinerseits soll dieser Ganzheit<br />
entsprechen, nicht bestimmten subjektiven Absichten damit.<br />
_______________<br />
55 E. Cassirer, Was ist <strong>der</strong> Mensch? Stuttgart 1960, 40.<br />
56 H. S. Hisamatsu, Die Fülle des Nichts, Pfullingen 51994. Dazu drei<br />
Zitate aus G. Wohlfahrt, Zen <strong>und</strong> Haiku, Stuttgart 1997. Ironisch negativ<br />
(36): "Schäle deine Ich-Zwiebel, schäle weiter – was bleibt, ist zum<br />
Heulen." Sachlich klärend (112): "Im Haiku ist kein Platz für<br />
'metaphysische Bedürfnisse'. Es ist gottlos: Christlicher Geist <strong>und</strong> Haiku-<br />
Geist sind einan<strong>der</strong> fremd." In positivem Wink (178, Schlusstext):<br />
Wind<br />
now here<br />
coming from nowhere<br />
going nowhere