Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Gottesbeweis aus Gotteserfahrung? 87<br />
schaffen lassen (im Sinn des oben, S. 60, bedachten "Winkel"-<br />
Anfangs von Freiheit).<br />
* * *<br />
Denken in Sazienz, damit glaube ich <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung Bernhard<br />
Weltes entsprochen zu haben. Meine These ist nun, dass eben<br />
solches Denken im ontologischen Argument auf den Punkt gebracht<br />
wird – ursprünglicher als in den quinque viae. Dies<br />
Argument lässt sich (seine Deutung als Sprung aus bloßen Begriffen<br />
<strong>zur</strong> Realität beiseitegelassen) in doppelter Weise verstehen:<br />
rein phänomenologisch als Meditation <strong>der</strong> Göttlichkeit<br />
Gottes (so nimmt es, auf Bonaventura gestützt, Josef Seifert) –<br />
o<strong>der</strong> (wie ich vorzöge) transzendental: als Selbsterfahrung <strong>und</strong> -<br />
besinnung, als hörende Antwort angesprochener Freiheit. 205<br />
So o<strong>der</strong> so verwandelt sich das "Unglück" des moralischen<br />
Bewusstseins in das Glück des Angerufen- <strong>und</strong> Angeblicktseins.<br />
Denn das meint die Rede von Schöpfung: Dass das Geschöpf<br />
zwar ungefragt da ist, aber nicht ungerufen. Zwar überführt mich<br />
<strong>der</strong> Anspruch meines Mangels an Zuvorkommenheit, seinerseits<br />
aber entdeckt er sich (statt als Bedrohung) als uns zuvorkommend<br />
im allerrealsten <strong>und</strong> ursprünglichsten Wortsinn: Er ruft<br />
uns ins Sein als Leben als Lieben.<br />
Das ist in Strenge gemeint. So wie für Lebewesen (Da-)Sein<br />
Leben bedeutet 206 – ein toter Löwe ist kein Löwe (höchstens ein<br />
gewesener), so heißt für Freiheitswesen Leben Sittlichkeit ("Ein<br />
freier Wille <strong>und</strong> ein Wille unter sittlichen Gesetzen [ist] einerlei"<br />
207).<br />
Was im übrigen wäre ein Sein bloß "an <strong>und</strong> für sich", was ein<br />
Lebenslauf, in dem jemand nur für sich selber lebte <strong>und</strong> stürbe!<br />
Und wenn Erziehungs"opfer" jenes Auge berufen, "das alles<br />
sieht, – auch was in dunkler Nacht geschieht", wäre ihnen bei<br />
allem Verständnis vielleicht doch auch folgende Doppelfrage zu<br />
stellen: erstens nach einer Hoffnung für die Elenden "im Dunkeln",<br />
sähe "man" nur "die im Lichte", zweitens nach möglichem<br />
Stand <strong>und</strong> Ansehen ihrer selbst, sähe niemand sie an.<br />
_______________<br />
205 Angesprochen: angezogen wie beansprucht (siehe W. Brugger,<br />
Summe... [Anm. 190] 159 u. 174f. <strong>zur</strong> Lebensbedeutung des Dynamismus-<br />
wie des Gewissens-Arguments). – Biblisch wäre Dtn 30,12-14 zu<br />
erwägen.<br />
206 De anima II 4 415 b 13.<br />
207 I. Kant, Gr<strong>und</strong>legung... 98: Werke (Anm. 19) IV, 82.