Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 3<br />
Descartes' Weg zu Gott<br />
1. In einer ganz an<strong>der</strong>en Situation findet sich René Descartes<br />
(wie auch <strong>der</strong> heute Denkende): "untergehende Scholastik <strong>und</strong><br />
aufblühende Naturwissenschaft, Libertinage <strong>und</strong> Gegenreformation,<br />
Renaissancephilosophie <strong>und</strong> Skeptizismus". 144 So wie<br />
bisher konnte es nicht schlicht weitergehen. Darum sein Einsatz<br />
beim Zweifel, zu einer neuen Gr<strong>und</strong>legung von Denken <strong>und</strong><br />
Leben, im "extrême désir", "das Wahre vom Falschen unterscheiden<br />
zu lernen, um in meinen Handlungen klar zu sehen <strong>und</strong> in<br />
meinem Leben sicher zu gehen". 145 Hierfür bedurfte es reflektierten<br />
Bedenkens, vorsichtig <strong>und</strong> methodisch.<br />
Die von ihm gewählte Methode nun hat ein Doppelgesicht.<br />
Negativ, "destruierend", setzt sie den "methodischen Zweifel"<br />
ein. Das meint nicht Bestreitung; nicht einmal Zweifel als solcher<br />
steht an: "Nicht als ob ich deshalb die Skeptiker nachgeahmt hätte,<br />
die nur zweifeln, um zu zweifeln [...]; denn es ging im<br />
Gegenteil meine ganze Absicht nur darauf, <strong>zur</strong> Sicherheit zu<br />
gelangen <strong>und</strong> die lose Erde <strong>und</strong> den Sand zu beseitigen, um Fels<br />
o<strong>der</strong> Ton zu finden." 146<br />
Positiv ist es <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Analyse, 147 als Frage nach den<br />
Bedingungen <strong>der</strong> Dinge: Was muss gegeben sein (bzw. was<br />
muss man denken, um denken zu können), dass etwas wirklich<br />
(ja, als dieses auch nur möglich) sei? Seit Kant wird diese<br />
Frageweise dann "transzendental" heißen. Und sie ist nicht<br />
weniger radikal als <strong>der</strong> Zweifel: "Das natürliche Licht lehrt uns<br />
[...], dass es keine Sache gibt, bei <strong>der</strong> es nicht statthaft wäre, zu<br />
fragen, warum sie sei." 148 Bis man zu einer Wirklichkeit gelangt,<br />
die ihr eigenes Warum ist. 149<br />
_______________<br />
144 L. Oeing-Hanhoff, Descartes' Lehre von <strong>der</strong> Freiheit, in: <strong>der</strong>s.,<br />
Metaphysik <strong>und</strong> Freiheit, München 1988, 284-301, 288.<br />
145 Discours I (11f.): Adam/Tannery (= AT) VI, 10 (die arab. Ziffern in<br />
Klammern nach den Werktiteln meinen hier nicht die AT-Abschnitte,<br />
son<strong>der</strong>n die Seitenzahlen <strong>der</strong> lat. Originalausgaben; denn nur diese sind<br />
in den verschiedenen Ausgaben verzeichnet).<br />
146 Discours III (30): AT VI, 29.<br />
147 Meditationes (= Medit.), 2. Erwi<strong>der</strong>ungen (211): AT VII, 155.<br />
148 1. Erwid. (142): AT VII, 108.<br />
149 Descartes nennt sie "gewissermaßen causa sui". Das ist klassisch<br />
gelesen eine wi<strong>der</strong>sinnige Bestimmung; gleich in den ersten Einwänden<br />
kommt Caterus darauf zu sprechen. Doch Descartes fasst den Ursache-