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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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16<br />

Kapitel 1<br />

ihm <strong>und</strong> lebt weiterhin als sie selbst, auch wenn <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e sich<br />

aus <strong>der</strong> Bindung entfernt.<br />

2. Wie<strong>der</strong>um in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> klassischen Philosophie: Volle<br />

Realität <strong>und</strong> Wirklichkeit: "Seiendheit" hat das in sich stehende<br />

Ding, das im Lateinischen Substanz heißt. Ein solches Etwas nun<br />

kann seinerseits mehr o<strong>der</strong> weniger in sich ruhen; es kann mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger selbständig sein, ja in bestimmtem Sinn sogar<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger es selbst. Der Tisch beispielsweise, von dem<br />

schon die Rede war, ist nicht für sich selbst dieser Tisch, heute<br />

<strong>der</strong>selbe wie gestern, son<strong>der</strong>n nur – so drückt es Hegel aus – "an<br />

sich". Nicht er weiß sich, son<strong>der</strong>n wir ihn; identisch ist er statt<br />

für sich nur für uns. An<strong>der</strong>s schon bei einer Pflanze, erst recht<br />

einem H<strong>und</strong>, einer Katze. Diese Wesen sind nicht bloß für<br />

an<strong>der</strong>e, son<strong>der</strong>n auch in gewissem Maß "an <strong>und</strong> für sich" <strong>und</strong><br />

durch sich selber sie selbst. Sein Vollmaß erreicht solcher Selbststand,<br />

wo ein Selbst in Bewusstsein <strong>und</strong> Freiheit über sich<br />

bestimmt. Dann ist es nicht bloß Substanz, son<strong>der</strong>n Subjekt.<br />

Für einen so gefüllten In-sich-Stand hat sich im Lauf theologischer<br />

Diskussionen – um die Trinität <strong>und</strong> um ein angemessenes<br />

Verständnis <strong>der</strong> Wahrheit <strong>und</strong> Wirklichkeit Jesu Christi<br />

– das Fachwort <strong>Person</strong> herausgebildet. – Da wir jetzt keine<br />

dogmatische Theologie treiben wollen, müssen wir die Dinge<br />

nicht im einzelnen erörtern. Es genügt, dass in unserer Frage die<br />

Theologie <strong>der</strong> Philosophie eine erhebliche Denkaufgabe gestellt<br />

hat. So wurde die Philosophie dazu gebracht, ihr Denken zu<br />

differenzieren <strong>und</strong> ihr Begriffs-Besteck zu höchster Feinheit<br />

zuzuschärfen.<br />

Die Herkunft des Wortes <strong>Person</strong> liegt im Dunkeln. Die antike<br />

Etymologie: personare – durchtönen, vernachlässigt, dass persona<br />

ein langes, personare ein kurzes o hat; im Mittelalter las man<br />

aus <strong>Person</strong>a ein "per se una – [in sich] eins durch sich selbst"<br />

heraus; <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> neuere Rückgriff auf das etruskische<br />

Phersu ist umstritten. Allerdings kommt es auch nicht beson<strong>der</strong>s<br />

auf die Wort-Herkunft an; denn wenn es um die Benennung von<br />

bisher nicht Gesehenem geht, muss man entwe<strong>der</strong> ein ganz<br />

neues Wort bilden o<strong>der</strong> man greift ein schon vorhandenes auf –<br />

<strong>und</strong> das hat dann schon einen Sinn. Die Wort-Bedeutung war ursprünglich<br />

"Maske"; daraus: Figur, Charakter – auf <strong>der</strong> Bühne, in<br />

<strong>der</strong> Literatur wie im Leben. Sodann bezeichnet <strong>Person</strong> den<br />

individuellen Träger einer gesellschaftlichen Rolle. Daraus<br />

wurde nun <strong>der</strong> philosophisch-theologische Begriff, geprägt

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