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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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30<br />

Kapitel 1<br />

Das war gegenüber dem "einfachen <strong>Glaube</strong>n" das Programm<br />

<strong>der</strong> Gnosis – seinerseits wies es <strong>zur</strong>ück in asiatische Weisheitsprogramme<br />

<strong>und</strong> voraus in das neuzeitliche Wissenschaftskonzept.<br />

Eine ganze Literatur stellt diese beiden Konzeptionen als<br />

Gegensätze (zwischen West <strong>und</strong> Ost) dar. Mir scheint es<br />

wichtiger, ihre Selbigkeit <strong>und</strong> Gemeinsamkeit zu erkennen: die<br />

Grenz-Mauer (o<strong>der</strong> den Weltriss) zwischen Phänomen, Erscheinung,<br />

von uns "konstruierter Wirklichkeit"... – <strong>und</strong> dem<br />

Noúmenon, dem Ding an sich, <strong>der</strong> "Realität".<br />

Die Methoden des Grenzübergangs sind beim Programm<br />

Weisheit an<strong>der</strong>e als bei <strong>der</strong> Wissenschaft (um es so schlicht auszudrücken;<br />

tatsächlich gibt es ja Wissenschaft wie Weisheit hier<br />

wie dort, mit nochmals bezeichnenden Differenzen). Denn auch<br />

das An-sich wird jeweils an<strong>der</strong>s gedacht. – Schließlich sei die<br />

Zeitachse nicht vergessen: europäisch etwa schien das Vorhaben<br />

in <strong>der</strong> neuzeitlichen Wissenschaft gelungen: bei ihren Messungen<br />

war es gleich(gültig), wer sie vornahm. – Bis <strong>der</strong> mikrophysikalische<br />

Schock offenbarte, dass das Subjekt im Spiel bleibt.<br />

Objektivität – Gegenständlichkeit gibt es unweigerlich nur für<br />

das/den, dem sie "entgegen"-steht (wörtlich "-geworfen" ist).<br />

So löste den Erkenntnisoptimismus des Neuzeitbeginns eine<br />

gewisse Resignation ab. Denn <strong>zur</strong> Entdeckung innerwissenschaftlicher<br />

Grenzen (<strong>der</strong> "Unschärfe-Relation") kam die <strong>der</strong><br />

Grenzen <strong>der</strong> Wissenschaft selbst (obwohl man – bei aller Wissenschaftsskepsis<br />

– vielleicht doch nicht schon vom "Ende <strong>der</strong><br />

Wissenschaftsgläubigkeit" sprechen sollte), ja, die <strong>der</strong> Grenzen<br />

des Wachstums unserer Welt überhaupt.<br />

Doch wäre auch zu erwägen, ob diese Resignation nicht in<br />

Wahrheit nur <strong>der</strong> Schatten jenes Optimismus sei. Macht nicht<br />

schlicht die bloße Voraussetzung eines Grabens zwischen Ansich<br />

<strong>und</strong> Für-uns dessen Überwindung unmöglich? Das "Dingan-sich",<br />

zu dem ich gelangte, würde eben dadurch zum "Fürmich"<br />

– außer es gäbe mich dann nicht mehr. – In dieser Ausschaltung<br />

des Subjekts aber kommen Weisheit <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

überein. Das Ich soll verschwinden. "Es denkt" lautet die Programm-Formel<br />

hier wie dort. Welchen semantischen Preis indes<br />

muss sie für ihre eigene Denkbarkeit zahlen (was heißt nun<br />

'denken')?<br />

Will das Ich jedoch bleiben <strong>und</strong> verbleibend denken, wird es<br />

scheitern. Wer des An-sich als solchen habhaft werden will –<br />

<strong>und</strong> alles an<strong>der</strong>e für nichts erachtet, stößt darauf, dass er <strong>der</strong>art<br />

nichts hat (vor <strong>der</strong> Natur wie bezüglich des an<strong>der</strong>en Menschen).<br />

Er kann darum er selbst nur um den Preis sein, nichts zu haben. –<br />

Wer also, statt Habenichts zu sein, doch lieber (alles) haben will,

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