Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Ich als Du 19<br />
Dies Bewusstsein ist nicht monolithisch; entsprechend<br />
vervielfacht William James die Rede vom Selbst <strong>und</strong> führt das<br />
"soziale Selbst" ein, das aus den Anerkennungen an<strong>der</strong>er resultiert.<br />
Die Mehrdimensionalität bringt George Herbert Mead<br />
dann in seinen Begriff des (einen) "self" ein. Dessen Spontaneitäts-Instanz<br />
("I") kann nicht aus <strong>der</strong> Selbst-Übernahme <strong>der</strong><br />
Außen-Sicht auf sich (= "me") erklärt werden, setzt aber diese<br />
"<strong>Institut</strong>ion" voraus. 24<br />
Solche Mehrbezüglichkeit wird in <strong>der</strong> Dualität von Bewusstsein/Leiblichkeit<br />
gelebt; darum in Identitätssorge als Überlebenssorge.<br />
25 Sie greift <strong>zur</strong>ück bis vor die Geburt (nicht nur: "Ich<br />
wurde dann <strong>und</strong> dort geboren"; es lässt sich auch sagen: "Ich<br />
wurde... gezeugt") – <strong>und</strong> voraus nicht bloß bis zum Tod, son<strong>der</strong>n<br />
auch über diesen hinaus. Im Blick auf die an<strong>der</strong>en (<strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />
Sicht meiner) wie auf mich selbst.<br />
2. Die Spannung von "Außen-" <strong>und</strong> "Innen-Sicht" im Selbst-<br />
Verständnis verweist nun auf einen Doppel-Sinn von 'Selbst'<br />
<strong>und</strong> eine Zweiheit in <strong>der</strong> personalen Identität, auf <strong>der</strong>en Differenzen<br />
P. Ricœur das Augenmerk gelenkt hat, nämlich Selbigkeit<br />
<strong>und</strong> Selbstheit. 26<br />
Zur Selbigkeit (des idem) = Beständigkeit in <strong>der</strong> Zeit gehört<br />
entscheidend <strong>der</strong> Begriff des "Substanziellen" (als des bleibend<br />
"Selben"). Doch wäre ein Modell von "bleibendem Kern" <strong>und</strong><br />
_______________<br />
wusstsein, <strong>und</strong> zwar als eine in <strong>der</strong> Zeit sich vollziehende Selbstidentifikation,<br />
<strong>der</strong> sich die Identität des Selbst verdankt. Und nicht nur die<br />
Deutung des sittlichen Subjekts erfährt eine Än<strong>der</strong>ung, auch die Begründung<br />
verschiebt sich auf bezeichnende Weise: Es ist nicht nur das<br />
moralische Sollen <strong>und</strong> die rechtliche Verpflichtung, die die Annahme des<br />
Subjekts als <strong>Person</strong> im beschriebenen praktischen Verständnis<br />
notwendig machen, vielmehr ist es die Sorge um seine Zukunft, das<br />
Interesse an seiner Selbsterhaltung <strong>und</strong> seinem Gelingen, die das handelnde<br />
Subjekt zu dem beschriebenen praktischen Selbstverhältnis zwingen."<br />
Siehe auch J. Sp., "<strong>Person</strong> <strong>und</strong> Funktion", in: ThPh 72 (1997) 360-380.<br />
24 Die deutschen Übersetzer geben "self" mit "Identität" wie<strong>der</strong>, wohl<br />
aufgr<strong>und</strong> des Wortgebrauchs bei E. Erikson. Der spricht dem adoleszenten<br />
Ich Identität zu, "wenn es zwischen früheren Identifikationen, in<br />
<strong>der</strong>en Medium sich die Triebentwicklung des Individuums vollzog, <strong>und</strong><br />
hierarchisch geordneten Rollen in <strong>der</strong> sozialen Umwelt sowie nach<br />
Prinzipien verarbeiteten Informationen eine stabile Synthese aufgebaut<br />
hat." D. Henrich, "Identität" – Begriffe, Probleme, Grenzen, in: Identität<br />
(Hg. O. Marquard / K. Stierle), München 1979, 133-186, 135.<br />
25 Honnefel<strong>der</strong> (Anm. 21) 248-254.<br />
26 P. Ricœur, Das Selbst als ein An<strong>der</strong>er, München 1996.