Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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122<br />
Kapitel 5<br />
2. In Gegenrichtung dazu setzt die Frage ein, die oben mit dem<br />
Fichte'schen Stichwort <strong>der</strong> "absoluten Erscheinung" angesprochen<br />
wurde. Es geht jetzt nicht mehr um eine definitive Selbstfestlegung<br />
Gottes uns gegenüber, son<strong>der</strong>n um die Idee eines<br />
schlechthin höchsten Einen (unum maximum) "neben/vor" Gott.<br />
Ist dies nicht ein Ungedanke, wäre ein absolutes Endliches nicht<br />
ein Selbstwi<strong>der</strong>spruch (contradictio in adiecto)? – Ein Heiland lässt<br />
sich logisch denken; wie aber ein "Gott aus Gott" – <strong>und</strong> gar als<br />
menschgeworden?<br />
Man muss sich nicht w<strong>und</strong>ern, dass ein Antwortversuch<br />
unumgänglich "spekulativ" wird, im Versuch, die bisherigen<br />
Hinweise auf die Bild-Lehre Fichtes nun einige Denkschritte<br />
weit zu vermitteln. Wer das überflüssig findet, könnte zu Punkt<br />
3 (S. 124) springen, o<strong>der</strong> zum Folgeabschnitt "Universale<br />
concretum".<br />
Bezeichnen<strong>der</strong>weise stellt sich für Johann Gottlieb Fichte die<br />
Frage gr<strong>und</strong>legend als "Strukturproblem" dar. Vom Sein kann ja<br />
nur die Rede sein, insofern es gewusst wird, also erscheint.<br />
Darum ist Philosophie für ihn Wissen(schaft)slehre als Erscheinungslehre:<br />
Phänomenologie. Aber nicht wie bei Hegel als An-<br />
<strong>und</strong> Aufstieg <strong>zur</strong> spekulativen Logik, son<strong>der</strong>n strikt als Offenbarungsdenken.<br />
Dabei darf keinen Augenblick vergessen werden, dass das<br />
Wissen als Wissen gerade nicht "das Absolute" selbst ist, son<strong>der</strong>n<br />
eben dessen "Bild". "Das Sein des Bildes aber ist, generell<br />
geurteilt, das Nichtsein des Seins [...] Das Wissens-Bild ist<br />
Sichtbarmachung eines an ihm selbst niemals Ersichtlichen." 299<br />
Ein Bild als solches ist "nicht eine eigene Sache neben <strong>und</strong> außer<br />
<strong>der</strong> Sache, <strong>der</strong>en Bild es ist. Bild ist die Sache selbst in <strong>der</strong><br />
Wesensweise <strong>der</strong> Sichtbarkeit <strong>und</strong> des Erscheinens.[ 300] Darum<br />
aber ist das Bild an<strong>der</strong>erseits auch nicht identisch mit <strong>der</strong> in ihm<br />
ersichtlichen Sache, son<strong>der</strong>n davon unterschieden <strong>und</strong> getrennt"<br />
(28).<br />
Als ein solches Bild nun soll das Ich sich wissen. Es lebt<br />
nämlich allein als Selbst-Bezug auf Licht <strong>und</strong> Sein (Fichte nennt<br />
_______________<br />
299 W. Janke, Fichte. Sein <strong>und</strong> Reflexion – Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> kritischen<br />
Vernunft, Berlin 1970, 25.<br />
300 Sonst ergibt sich die Situation, die R. Magritte in seinem Bild "La<br />
Condition humaine" (1934) zeigt: In einem Zimmer steht vor einem<br />
großen Fenster eine Staffelei; auf <strong>der</strong> Leinwand genau jener Garten-<br />
Ausschnitt, den sie verdeckt (H. Torczyner, Magritte: Zeichen <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong>,<br />
Köln 1977, 156).