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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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84<br />

Kapitel 3<br />

Aber wenn dies, statt bescheiden, schlicht <strong>und</strong>ankbar wäre?<br />

Weil die Stillung nämlich nicht – wie Salzwasser – den Durst<br />

verschärfte, son<strong>der</strong>n ein Versprechen enthielte, dessen Einlösung<br />

zu erwarten nur hieße, ihm zu trauen. So dass Hoffnung<br />

nichts an<strong>der</strong>es bedeuten würde als die Zukunftsgestalt von<br />

Dank? "Das Gute ist an<strong>der</strong>es als Retten <strong>und</strong> Gerettet-werden"<br />

(Anm. 105). Es ist gut. Darum zeigt nicht die Not seine Wahrheit<br />

(so wenig wie Durst die "Wahrheit im Wein"), son<strong>der</strong>n das<br />

Glück. Tatsächlich ist vollkommenes Glück "in keiner Erfahrung<br />

gegeben" (Paul Ricœur); es "wird nur in einem Richtungsbewusstsein<br />

angezeigt [...] Die Ereignisse, die von <strong>der</strong> Glückseligkeit<br />

sprechen, sind solche, die Hin<strong>der</strong>nisse wegräumen, eine<br />

weite Daseinslandschaft auftun; das Übermaß an Sinn, das Zuviel,<br />

das Unermessliche, das ist das Zeichen, dass wir hingelenkt<br />

sind <strong>zur</strong> Glückseligkeit." 198<br />

So kann Clive Staples Lewis uns vorhalten, dass wir halbherzig<br />

seien <strong>und</strong> uns viel zu schnell zufrieden geben. "Vollkommene<br />

Demut braucht keine Bescheidenheit." 199<br />

Damit aber kommt es <strong>zur</strong> Richtungsumkehr. Es ist gar nicht<br />

um unseren Ausgriff <strong>und</strong> unser Sehnen zu tun, son<strong>der</strong>n um Antwort.<br />

Tiefer als um das Unendliche geht es um Unbedingtheit.<br />

3. Wer mir jetzt "glaubt wi<strong>der</strong>sprechen zu müssen", <strong>der</strong> muss<br />

dies – korrekt gesprochen – nicht, son<strong>der</strong>n soll es, glaubt es zu<br />

sollen; denn er könnte an<strong>der</strong>s (sonst wäre er gar kein Teilnehmer<br />

am Disput), er glaubt, es nicht zu dürfen. Denn wir haben "<strong>der</strong><br />

Wahrheit die Ehre zu geben". (Was nicht <strong>der</strong> Eigenschaft von<br />

Sätzen gilt.)<br />

Hier geht es um die Erfahrung eines "Du-sollst" ohne Wenn<br />

<strong>und</strong> Um-zu. Wahrheit, das Gute sollen sein <strong>und</strong> anerkannt sein,<br />

nicht weil sie nützen, weil wir sonst nicht miteinan<strong>der</strong> leben,<br />

_______________<br />

P; – Nietzsche: Zarathustras Vorrede 3 (KSA 4, 15).<br />

198 P. Ricœur, Die Fehlbarkeit des Menschen, Freiburg/München<br />

1971, 96. – Darum möchte ich auch die Religion nicht vordringlich vom<br />

Mangel <strong>und</strong> Bedürfnis aus bestimmen (vom "besoin"), son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong><br />

Suche nach einer Adresse <strong>der</strong> Dankbarkeit her. Gesucht wird auch hier,<br />

doch im "désir", in einer Offenheit, die das Gegenteil eines "malum<br />

metaphysicum" ist – so sehr ihre Nicht-Erfüllung dann als Mangel<br />

erfahren würde. (So ist Sehen-können kein Mangel, obwohl wir Augen<br />

nicht als Selbstzweck haben, son<strong>der</strong>n "für die Astronomie", den Blick auf<br />

die Sterne [Platon, Der Staat. VII 530 d 6].]<br />

199 C. S. Lewis, Das Gewicht <strong>der</strong> Herrlichkeit, in: <strong>der</strong>s., Streng<br />

dämokratisch <strong>zur</strong> Hölle, Basel 1982, 93-108, 93f. u. 102.

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