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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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74<br />

Kapitel 3<br />

wurde, wenn man die Objektionen seiner Zeitgenossen als Maßstab<br />

nehmen darf" (Gerhart Schmidt). 153<br />

Solches Denken zwingt niemand, weil er selbst – nicht bloß<br />

räsonieren, son<strong>der</strong>n – sich einlassen muss: "Ich kann ja nicht das,<br />

was nur vom Denken des an<strong>der</strong>n abhängt, jemandem aufdrängen,<br />

<strong>der</strong> selbst teilnahmslos bleibt." 154<br />

Das Ich ist ein Wesen, "das zweifelt, einsieht, bejaht, verneint,<br />

will, nicht will..." 155 Also ein Wesen geistiger Vollzüge.<br />

Deren Kern aber ist ein Behaupten (ihrer selbst wie entsprechen<strong>der</strong><br />

Implikationen). 156 Und behaupten bedeutet, einen Wahrheits-Anspruch<br />

erheben. Dies aber geschieht in einer eigentümlichen<br />

Umkehrbewegung: Im Anspruch auf Wahrheit unterstellt<br />

<strong>der</strong> Sprecher seinerseits sich dem Anspruch <strong>der</strong> Wahrheit.<br />

Damit stellt das Denken selbst sich selbst in Frage – im Licht<br />

<strong>der</strong> Wahrheit: Zwar kann es offenbar nicht an<strong>der</strong>s als so denken,<br />

wie es denkt. Doch was, wenn es <strong>der</strong> Wahrheit nicht nur unangemessen<br />

wäre – ist unser Erkennen <strong>und</strong> Denken doch wesentlich<br />

"das Insichsein seines Übersichhinausseins", "sich selbst<br />

helle Unangemessenheit ans Heilige" (Klaus Hemmerle) 157 – ,<br />

son<strong>der</strong>n (wie Theologen sag[t]en) durch <strong>und</strong> durch absurd verfälscht?<br />

158 Dass diese Frage sich meldet, "ist Zeichen dafür, dass<br />

die Wahrheit im strengen Sinne nicht erreicht ist" (Lauth, 10).<br />

Darum lässt sich sogar an <strong>der</strong> eigenen Existenz zweifeln,<br />

zwar nicht direkt im Vollzug des cogito/existo selber, sehr wohl<br />

aber indirekt, nachdem man aus diesem Vollzug herausgetreten<br />

ist – <strong>und</strong> sich dem Gedanken <strong>der</strong> Möglichkeit gegenüber sieht,<br />

von einem genius malignus getäuscht zu werden (Andreas Kemmerling).<br />

159 Evidenz schenkt so zwar höchste Gewissheit; aber<br />

_______________<br />

153 Einleitung <strong>zur</strong> Reclam-Ausgabe <strong>der</strong> Meditationes, Stuttgart 1999,<br />

10.<br />

154 2. Erwid. (182f): AT VII, 135f. Diesen Selbsteinsatz übersehen<br />

Vorschläge eines "es denkt".<br />

155 Medit. II (23): AT VII, 28.<br />

156 Eine Frage z. B. behauptet sich als solche <strong>und</strong> damit als sinnvoll;<br />

sie behauptet, dass die Situation sie rechtfertigt, zugleich das Bestehen<br />

eines Rahmens möglicher Antwort <strong>und</strong> so fort.<br />

157 K. Hemmerle, Auf den göttlichen Gott zudenken, Freiburg i. Br.<br />

1996, 118 u. 120.<br />

158 Medit. I (15); II (17f, 20f): AT VII, 22f, 24f, 26f.<br />

159 A. Kemmerling, Die Bezweifelbarkeit <strong>der</strong> eigenen Existenz, in:<br />

Descartes nachgedacht (Hg. A. Kemmerling / H.-P. Schütt),<br />

Frankfurt/M. 1996, 80-122, 100-106.

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