Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 3<br />
bei Anselm selbst mitunter doch so klingt, als gehe er von einer<br />
bloßen Definition aus). Tatsächlich "meinen" Begriffe das Wesen<br />
nur, statt es zu sein: <strong>und</strong> dies aufgr<strong>und</strong> seiner Erschlossenheit.<br />
Erreichen wir jedoch das Wesen Gottes?<br />
2. Wir bewegen uns nicht bloß in einer Interpretation von<br />
Sprache <strong>und</strong> religiöser Erfahrung. Vielmehr sind Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit<br />
<strong>und</strong> absolute Notwendigkeit <strong>der</strong> göttlichen Wesenheit<br />
erkennbar, wobei diese wohl jene einschließt. Dies setzen auch<br />
die Kontingenzbeweise voraus. – Aber vielleicht ist es doch nur<br />
ein menschliches Konstrukt? Wi<strong>der</strong>spricht die behauptete<br />
(Erkenntnis von) Wesensnotwendigkeit nicht dem Geheimnis-<br />
Charakter Gottes? Der Phänomenologe klärt den Unterschied<br />
zwischen kontingent subjektiver Notwendigkeit (bis hin <strong>zur</strong><br />
transzendentalen) <strong>und</strong> absoluter Wesensnotwendigkeit: diese<br />
nur "besitzt eine letzte innere Intelligiblität <strong>und</strong> ermöglicht<br />
wahrhaft evidente Erkenntnis" (358). Die Unerfindbarkeit <strong>der</strong><br />
Gottes-Idee zeigt sich daran, dass sie we<strong>der</strong> durch Negation<br />
noch durch Steigerung gewonnen werden kann – ohne dass auf<br />
Eingeborensein <strong>zur</strong>ückgegriffen werden müsste. Einleuchtend<br />
<strong>der</strong> Vergleich, wie "auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> erfahrenen Ungerechtigkeit<br />
das Wesen <strong>der</strong> Gerechtigkeit erkannt wird, aber<br />
zugleich erst durch das Verstehen <strong>der</strong> Gerechtigkeit die Ungerechtigkeit<br />
als solche eigentlich erkannt werden kann".<br />
Also "Ontologismus"? Der Name meint verschiedenes; ähnlich<br />
die Rede von <strong>der</strong> via negationis sowie von "a priori". Für das<br />
Argument genügt jene "reine Wesenserkenntnis" (425), die Thomas<br />
wie Anselm voraussetzen, <strong>der</strong> eine für seine viae im "Umweg<br />
über die Realexistenz <strong>der</strong> Welt" (426), <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e für den<br />
direkten ontologischen Beweis. Apriorisch – unabhängig von<br />
Realfeststellungen <strong>und</strong> empirisch-induktiver Verallgemeinerung<br />
– ist je<strong>der</strong> Gottesbeweis; <strong>der</strong> ontologische ist "rein apriorisch",<br />
indem er auf die aposteriorische Welt-Existenz-Prämisse<br />
verzichtet.<br />
3. Soweit zum Wesen. Inwiefern nun kann das Wesen (Gottes<br />
seine notwendige) Real-Existenz implizieren? Zunächst einmal<br />
ist Existenz zwar kein "reales Prädikat" im Sinne Kants; nämlich<br />
(von "res") eine sach- = washeitliche Eigenschaft; aber das ist sie<br />
auch <strong>und</strong> gerade für die Vertreter des Arguments nicht. Die<br />
Differenz zwischen h<strong>und</strong>ert möglichen <strong>und</strong> ebenso vielen wirklichen<br />
Talern liegt in <strong>der</strong> Tat nicht zwischen Zahlen: 100 <strong>und</strong> 1,<br />
son<strong>der</strong>n zwischen "nicht-wirklich" <strong>und</strong> "wirklich" (ihr Zahlwert<br />
beträgt ohne Frage präzise 100!). Kant spricht von "Position, Setzung".<br />
Durch diese bzw. die Existenz kommt zum Begriff in <strong>der</strong>