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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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68<br />

Kapitel 3<br />

bei Anselm selbst mitunter doch so klingt, als gehe er von einer<br />

bloßen Definition aus). Tatsächlich "meinen" Begriffe das Wesen<br />

nur, statt es zu sein: <strong>und</strong> dies aufgr<strong>und</strong> seiner Erschlossenheit.<br />

Erreichen wir jedoch das Wesen Gottes?<br />

2. Wir bewegen uns nicht bloß in einer Interpretation von<br />

Sprache <strong>und</strong> religiöser Erfahrung. Vielmehr sind Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit<br />

<strong>und</strong> absolute Notwendigkeit <strong>der</strong> göttlichen Wesenheit<br />

erkennbar, wobei diese wohl jene einschließt. Dies setzen auch<br />

die Kontingenzbeweise voraus. – Aber vielleicht ist es doch nur<br />

ein menschliches Konstrukt? Wi<strong>der</strong>spricht die behauptete<br />

(Erkenntnis von) Wesensnotwendigkeit nicht dem Geheimnis-<br />

Charakter Gottes? Der Phänomenologe klärt den Unterschied<br />

zwischen kontingent subjektiver Notwendigkeit (bis hin <strong>zur</strong><br />

transzendentalen) <strong>und</strong> absoluter Wesensnotwendigkeit: diese<br />

nur "besitzt eine letzte innere Intelligiblität <strong>und</strong> ermöglicht<br />

wahrhaft evidente Erkenntnis" (358). Die Unerfindbarkeit <strong>der</strong><br />

Gottes-Idee zeigt sich daran, dass sie we<strong>der</strong> durch Negation<br />

noch durch Steigerung gewonnen werden kann – ohne dass auf<br />

Eingeborensein <strong>zur</strong>ückgegriffen werden müsste. Einleuchtend<br />

<strong>der</strong> Vergleich, wie "auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> erfahrenen Ungerechtigkeit<br />

das Wesen <strong>der</strong> Gerechtigkeit erkannt wird, aber<br />

zugleich erst durch das Verstehen <strong>der</strong> Gerechtigkeit die Ungerechtigkeit<br />

als solche eigentlich erkannt werden kann".<br />

Also "Ontologismus"? Der Name meint verschiedenes; ähnlich<br />

die Rede von <strong>der</strong> via negationis sowie von "a priori". Für das<br />

Argument genügt jene "reine Wesenserkenntnis" (425), die Thomas<br />

wie Anselm voraussetzen, <strong>der</strong> eine für seine viae im "Umweg<br />

über die Realexistenz <strong>der</strong> Welt" (426), <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e für den<br />

direkten ontologischen Beweis. Apriorisch – unabhängig von<br />

Realfeststellungen <strong>und</strong> empirisch-induktiver Verallgemeinerung<br />

– ist je<strong>der</strong> Gottesbeweis; <strong>der</strong> ontologische ist "rein apriorisch",<br />

indem er auf die aposteriorische Welt-Existenz-Prämisse<br />

verzichtet.<br />

3. Soweit zum Wesen. Inwiefern nun kann das Wesen (Gottes<br />

seine notwendige) Real-Existenz implizieren? Zunächst einmal<br />

ist Existenz zwar kein "reales Prädikat" im Sinne Kants; nämlich<br />

(von "res") eine sach- = washeitliche Eigenschaft; aber das ist sie<br />

auch <strong>und</strong> gerade für die Vertreter des Arguments nicht. Die<br />

Differenz zwischen h<strong>und</strong>ert möglichen <strong>und</strong> ebenso vielen wirklichen<br />

Talern liegt in <strong>der</strong> Tat nicht zwischen Zahlen: 100 <strong>und</strong> 1,<br />

son<strong>der</strong>n zwischen "nicht-wirklich" <strong>und</strong> "wirklich" (ihr Zahlwert<br />

beträgt ohne Frage präzise 100!). Kant spricht von "Position, Setzung".<br />

Durch diese bzw. die Existenz kommt zum Begriff in <strong>der</strong>

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