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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Gottesbeweis aus Gotteserfahrung? 73<br />

"So erkennt man bald, dass <strong>der</strong> methodische Zweifel nichts<br />

an<strong>der</strong>es als die Auswirkung des absoluten Anspruchs <strong>der</strong> Wahrheit<br />

auf alles ist, was nicht in <strong>der</strong> Wahrheit ist." Er nötigt uns<br />

zum Fortgang aus dem Nichtwissen zum Wissen. Seine Radikalität<br />

ist "die Zerstörung des Scheins durch die Wahrheit selbst"<br />

(Reinhard Lauth). 150<br />

An ihr hat Descartes natürlich nicht gezweifelt: "si transzendentalement<br />

claire, dass es unmöglich ist, nicht von ihr zu wissen".<br />

151 So ist <strong>der</strong> "negative" Zweifel selbst schon positiv: "negatio<br />

negationis". Es gibt ein Zweifeln als Flucht vor <strong>der</strong> Wahrheit<br />

<strong>und</strong> ihrem theoretisch-praktischen Anspruch. Doch es mag auch<br />

– <strong>und</strong> das steht jetzt an – dem Gewilltsein <strong>zur</strong> Wahrheit entspringen,<br />

im Selbstschutz vor Täuschung. Der ist nochmals doppelsinnig:<br />

er kann uns Erkennende im Auge haben – o<strong>der</strong>,<br />

selbstvergessen, die Wahrheit selber, <strong>der</strong> wir die Ehre geben<br />

sollen <strong>und</strong> dürfen. Solches Wahrheits-Verhältnis for<strong>der</strong>t personale<br />

Freiheit heraus. Der Ort, die Spitze <strong>der</strong> Wahrheitserkenntnis<br />

liegt im Gewissen. So hängen "Methode <strong>und</strong> Gehalt" aufs engste<br />

zusammen.<br />

2. Im alle Sicherheiten auflösenden Zweifel <strong>der</strong> ersten Meditation<br />

behauptet sich schließlich – wie die zweite ergibt – das sum<br />

(ich bin) des Zweifelnd/Denkenden selbst. Dazu gelangt freilich<br />

nur, wer sich <strong>der</strong> Disziplin solcher Meditation unterwirft. 152 "In<br />

den Gedankengang darf nichts eindringen, was nicht aus <strong>der</strong><br />

Entwicklung des Gedankens heraus <strong>und</strong> durch sie beglaubigt ist.<br />

Dies ist die schwerste Bedingung, die Descartes sich selbst<br />

gestellt hatte – <strong>und</strong> die von den wenigsten Lesern verstanden<br />

_______________<br />

begriff weiter (traditionell: ratio, Gr<strong>und</strong>). Durch Spinoza wird "causa sui"<br />

dann zum geläufigen Gottesnamen – bis hin zu Heideggers bekanntem<br />

Diktum gegen den Gott <strong>der</strong> Philosophen. Siehe Walter Kern, Über den<br />

ontologischen Gottesbeweis in <strong>der</strong> Metaphysik des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts, in:<br />

Scholastik 39 (1964), 87-107, 92f 14 u. 95.<br />

150 R. Lauth, Der Entwurf <strong>der</strong> neuzeitlichen Philosophie durch<br />

Descartes, in: <strong>der</strong>s., Transzendentale Entwicklungslinien... (Anm. 67), 1-<br />

23, 5.<br />

151 An Mersenne (16. X. 1639): AT II, 596f.<br />

152 Siehe den Schluss von Medit. II (31): AT VII, 34; 2. Erwid. (175):<br />

AT VII, 130; – "Meditation überwindet den Zweifel, weil sie sich ihm<br />

nicht dogmatisch entzieht" (R. Bubner, Metaphysik <strong>und</strong> Erfahrung, in:<br />

Neue Hefte f. Philosophie 30/31 [1991] 1-14, 3).

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