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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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120<br />

Kapitel 5<br />

In biblischer Sicht aber ist nicht <strong>der</strong> Tod das Schlimmste, <strong>und</strong><br />

schon gar nicht die wesentliche (sozusagen "räumlich"-qualitative)<br />

Endlichkeit des Geschöpfes (sie gehört ja nach seinem<br />

ursprünglichen Gewolltsein zu ihm <strong>und</strong> prägt das Geistgeschöpf<br />

auch in <strong>der</strong> Seligkeit). Der Tod kommt vielmehr als "<strong>der</strong> Sünde<br />

Sold" (Röm 6,23) in die Welt; er folgt aus "<strong>der</strong> Übel größtem":<br />

freier Schuld. 294 Schuld aber lässt sich nicht durch Weitung des<br />

Bewusstseins, Bildungsfortschritt o<strong>der</strong> ähnlich "evolutiv" -<br />

überwinden, son<strong>der</strong>n einzig durch Vergebung tilgen.<br />

Vergebung wird unter Menschen gewährt, <strong>und</strong> vielleicht ist<br />

sie das Größte, das wir vermögen ("amtlich" bleibt sie darum<br />

dem König <strong>und</strong> Kaiser bzw. dem Präsidenten vorbehalten).<br />

Doch wie weit – eben darum – sind wir zu ihr tatsächlich<br />

imstande? In welchem Maß etwa kann <strong>der</strong> Vergebende vergessen?<br />

Inwieweit darf er es überhaupt? Und was, wenn das Opfer<br />

<strong>der</strong> Untat tot ist? – Doch vor solchen Fragen gr<strong>und</strong>sätzlich: Vergebung<br />

im Vollsinn sagt Neuschöpfung, Erweckung von Totem<br />

zum Leben. Die Schrift (Röm 4) übertreibt hier mitnichten; ihre<br />

Rede entspricht durchaus <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> Reue, die nach Max<br />

Schelers, an Schopenhauer anknüpfen<strong>der</strong>, Phänomenologie von<br />

dem Schreck: "Was habe ich getan?" fortgeht zu <strong>der</strong> Frage: "Was<br />

bin ich für ein Mensch", "o<strong>der</strong> sogar 'was muss ich doch für ein<br />

Mensch sein, dass ich solches tun konnte'." 295<br />

Gehören schon Schöpfung <strong>und</strong> <strong>Person</strong> untrennbar zusammen,<br />

so dass man <strong>Person</strong> im Vollsinn nicht ohne einen personalen<br />

Gott denken kann, dann gilt das erst recht vom Neuwerden<br />

von <strong>Person</strong> (Mk 2,7): "Wer kann Sünden vergeben als<br />

Gott allein?" 296<br />

Erlösung von Gott her aber bedeutet, dass sich dem Menschen<br />

die neue Zukunft eines Lebens in Würde erschließt: Sein<br />

_______________<br />

294 "Das Leben ist <strong>der</strong> Güter höchstes nicht; – <strong>der</strong> Übel größtes aber ist<br />

die Schuld" (SchlussWort in F. v. Schillers Drama Die Braut von Messina). –<br />

Demgegenüber(wie vielen – auch Christen – aus <strong>der</strong> Seele gesprochen?)<br />

Heinrich Heine: "Das Leben ist <strong>der</strong> Güter höchstes, <strong>und</strong> das schlimmste<br />

Übel ist <strong>der</strong> Tod". Ideen. Das Buch Le Grand, Kap. III (Sämtl. Schriften<br />

[K. Briegleb], München 1968ff, II 253). – Wäre inzwischen auch das<br />

überholt <strong>und</strong> "Leben" durch "Ges<strong>und</strong>heit" zu ersetzen?<br />

295 Reue <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>geburt, in: Vom Ewigen im Menschen (WW 5),<br />

Bern 41954, 27-59, 40.<br />

296 Dem Menschen für sich <strong>und</strong> von ihm selbst her steht als äußerste<br />

Möglichkeit die tragische Lösung offen. Darin verzichtet <strong>der</strong> Schuldige<br />

frei auf sein Leben, um wenigstens durch den Tod (zwar nicht seine<br />

Würde, denn die ist unverlierbar, doch) seine Ehre wie<strong>der</strong>zufinden.

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