Arbeiten und Lernen - ABWF
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Allerdings geht es hier nicht um Alternativen, sondern beide Ansätze müssen<br />
in offenen Lernnetzen zusammengeführt werden, um eine jeweils situationsangemessene<br />
Unterstützung der jeweiligen Lernprozesse gewährleisten zu<br />
können. Eine Form kann <strong>und</strong> darf die andere nicht ersetzen, aber es ist an der<br />
Zeit, die vorherrschende lehrzentrierte Sicht durch eine entsprechend medial<br />
umgesetzte lernzentrierte Sicht zu ergänzen.<br />
Wie die hier skizzierten Überlegungen zeigen, sind digitale Medien weder<br />
der eigentliche Antriebsmotor für die Entwicklung neuer Lernkulturen, noch<br />
wird man auf sie verzichten können. Dabei ist jedoch noch viel Gestaltungsarbeit<br />
zu leisten, denn verschiedene Formen eines netzgestützten Wissensmanagements<br />
beginnen sich erst allmählich abzuzeichnen. Die Erforschung<br />
<strong>und</strong> Realisierung kooperativer Medien kann nicht isoliert vom Anwendungszusammenhang<br />
erfolgen, sondern muss unter alltagstauglichen Bedingungen<br />
zu einem integralen Bestandteil der Entwicklung neuer Lernkulturen<br />
werden. Ebenso wie in einem “Open Source”-Netzwerk Nutzer für Nutzer<br />
produzieren, können in virtuellen Lerngemeinschaften <strong>Lernen</strong>de für <strong>Lernen</strong>de<br />
produzieren. In virtuellen Räumen ist es möglich, Produktions-, Distributions-,<br />
Kommunikations- <strong>und</strong> Kooperationsfunktionen unmittelbar aufeinander<br />
zu beziehen <strong>und</strong> unabhängig von etablierten Institutionen neue Strukturen<br />
zu schaffen.<br />
Diese vielfältigen <strong>und</strong> flexiblen Möglichkeiten sollten jedoch nicht zu der<br />
Annahme verleiten, dass eine rein virtuelle Welt geeignet wäre, in sich <strong>und</strong><br />
aus sich heraus neue Lernkulturen zu etablieren. <strong>Lernen</strong> ist ein sozialer Prozess,<br />
der zwischen Menschen stattfindet <strong>und</strong> nicht zwischen Avataren (grafische<br />
Repräsentationen von Nutzern im virtuellen Raum). Kooperative Medien<br />
sind daher um so wirksamer, je besser <strong>und</strong> stärker sie als Ergänzung <strong>und</strong><br />
Verlängerung traditioneller Lerngemeinschaften <strong>und</strong> Institutionen fungieren<br />
<strong>und</strong> nicht als deren Ersatz. Eine Aussage, die gr<strong>und</strong>sätzlich für alle Formen<br />
des Technikeinsatzes beim <strong>Lernen</strong> gilt, denn schließlich kann man mit<br />
Technik nur technische Probleme lösen (Medienfunktionen); pädagogische<br />
Probleme erfordern weiterhin pädagogische Lösungen. Insofern stellen digitale<br />
Medien ein Potenzial dar, das es durch Pädagogik zu entfalten gilt, um<br />
neue Lernkulturen erproben <strong>und</strong> für die Wissensgesellschaft erfolgreich etablieren<br />
zu können.<br />
Literatur<br />
Hampel, T.; Keil-Slawik, R.: Verteilte Wissensorganisation in Virtuellen<br />
Gemeinschaften. Von der serverzentrierten Bereitstellung von Lernmaterialien<br />
zu einer nutzerseitigen Strukturierung. In: Engelin, M.; Neumann, D.<br />
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