Arbeiten und Lernen - ABWF
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für die Träger der beruflichen Bildung, insbesondere für solche der beruflichen<br />
Weiterbildung?<br />
Mit dieser Frage stoßen wir allerdings bei vielen Vertretern einer institutionalisierten<br />
Weiterbildung auf taube Ohren. Die Unterstellung instabiler Umfeldbedingungen<br />
in Bezug auf die institutionalisierte Weiterbildung erscheint<br />
ihnen befremdlich. Seit Jahren werden eine steigende Weiterbildungsbeteiligung<br />
<strong>und</strong> wachsende Umsatzvolumina des Weiterbildungsmarkts<br />
vermeldet. Weiterbildungsträger waren in Phasen <strong>und</strong> Regionen wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs als Qualifikationsversorger der Unternehmen<br />
ebenso gefragt wie in Phasen <strong>und</strong> Regionen wirtschaftlicher Krisen als<br />
Dienstleister der Sozialpolitik, deren “aktive Arbeitsmarktpolitik” im<br />
Wesentlichen auf der Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen beruhte.<br />
Berufliche Weiterbildung galt als universelle Antwort auf Fragen des Strukturwandels<br />
<strong>und</strong> der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Integration von Arbeitslosen<br />
<strong>und</strong> Benachteiligten, die Förderung von Wachstumsbranchen, die<br />
Entwicklung strukturschwacher Regionen, gar die soziale Abfederung der<br />
Wiedervereinigung – all das hat sich in wachsende Nachfrage nach Weiterbildungsmaßnahmen<br />
übersetzt.<br />
Trotz des steigenden Umfangs an Weiterbildung zeigen sich jedoch Anzeichen,<br />
die darauf deuten, dass es verfehlt wäre, diese Entwicklung einfach<br />
fortzuschreiben. Der Wandel im unmittelbaren Umfeld der Weiterbildung ist<br />
evident:<br />
150<br />
– Die Bindungskraft von Arbeitsbeziehungen wird geringer: Soziale <strong>und</strong><br />
regionale Mobilität nehmen zu, Tätigkeiten <strong>und</strong> Beschäftigungsverhältnisse<br />
werden wechselhafter <strong>und</strong> Berufslaufbahnen sind kaum noch<br />
prognostizierbar. Zunächst in den Unternehmen, mehr <strong>und</strong> mehr aber<br />
auch in der zunehmend deregulierten Sozial- <strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />
werden auf dieser Gr<strong>und</strong>lage die Aufwendungen für Weiterbildung<br />
zum Gegenstand privater Vorsorge gemacht. Die Auslagerung von<br />
Weiterbildungszeiten aus der Arbeitszeit, die Privatisierung von Prognoserisiken<br />
des Qualifikationsbedarfs durch individuelle Bildungsplanung<br />
zur Sicherung der “Employability” <strong>und</strong> die striktere Beurteilung<br />
der “arbeitsmarktlichen Tauglichkeit” bei der Weiterbildung von Arbeitslosen<br />
sind Beispiele einer Entwicklung, die mit einer Individualisierung<br />
der Nachfrage nach Weiterbildung korrespondiert.<br />
– Bei aller Unschärfe des Begriffs der “Globalisierung” ist beobachtbar,<br />
dass die Etablierung einer Weltwirtschaft <strong>und</strong> die geringe lokale Haftung<br />
moderner Produktion <strong>und</strong> Dienstleistung Arbeitskräfte <strong>und</strong> deren<br />
Qualifikation weltweit praktisch vergleichbar machen. Damit werden<br />
nationale Besonderheiten der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung einem Ver-