Arbeiten und Lernen - ABWF
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Dennoch hat das wenig mit neuen Lernpfaden oder Lernkulturen zu tun. Gerade<br />
Bildungs-, Weiterbildungsforscher haben das mittlerweile ausführlichst<br />
<strong>und</strong> scharf kritisiert. Vorliegende QUEM-Erfahrungsberichte bieten<br />
hinreichend Argumente. Zwei Bef<strong>und</strong>e scheinen mir noch einmal besonders<br />
erwähnenswert. Das ist einmal die in Lebensverlaufstudien von Karl-Ulrich<br />
Mayer et al. soziologisch überzeugend nachgewiesene Tatsache, dass in beruflichen<br />
Transformationsprozessen nicht unbedingt diejenigen einen größeren<br />
Erfolg erringen <strong>und</strong> sich einbringen konnten, die schon in ihrer früheren<br />
beruflichen Arbeit im besonderen Maß Eigeninitiative, Kreativität gezeigt<br />
<strong>und</strong> so Kompetenzen akkumuliert hatten. Diese Handlungsdispositionen<br />
oder dieses “kulturelle Kapital” wurden von anderen Einflussfaktoren<br />
nahezu vollständig konterkariert, überdeckt. Es waren doch eher<br />
“Push”-Faktoren. Insofern konnten für berufliche <strong>und</strong> soziale Modernisierung<br />
nachgewiesene <strong>und</strong> vorhandene Ressourcen im Transformationsprozess<br />
kaum abgerufen werden.<br />
Diese Einschätzung aus der Sicht der handelnden Individuen läßt sich komplettieren<br />
mit einer Sicht auf Mechanismen, Institutionen oder Strukturen in<br />
Ostdeutschland. Quer durch verschiedene Disziplinen <strong>und</strong> Einschätzungen<br />
zieht sich der Bef<strong>und</strong>, dass im Transformationsprozess nur sehr wenig Neues<br />
entstanden ist, sehr wenig Anderes – gegenüber der alten B<strong>und</strong>esrepublik.<br />
Weitgehend kam es zur institutionellen Inkorporation. Aus dem Blick der<br />
Wirtschaft muss man fast sagen: Wo es wenigstens zu einer guten Kopie gekommen<br />
ist, lässt sich von Erfolg sprechen, die andere Seite sind eben Abbrüche<br />
<strong>und</strong> Deindustrialisierungen. Insgesamt hat der Osten viele der alten<br />
Lösungen <strong>und</strong> längst kumulierten Probleme “geerbt”. Ein sichtbarer Reformstau,<br />
statt Offenheiten <strong>und</strong> Suchprozesse. Die schärfsten Kritiker von<br />
Innovationsblockaden in der DDR mussten nun solche gerade auch im Transformationsprozess<br />
erkennen (Maier 1997).<br />
Die deutsche Gesellschaft hat wohl auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur<br />
(?) die Chancen dieses “einzigartigen Experiments” vertan. Es wäre Zeichen<br />
einer neuen Lernkultur allgemein wie ein konkreter Schritt zu einer solchen<br />
Kultur, über dieses soziale Phänomen einen breiten gesellschaftlichen Diskurs<br />
zu führen. Er würde uns wohl gerade nicht, wie häufig behauptet, auf unserem<br />
europäischen Weg aufhalten.<br />
Transformation – einige konkrete Beispiele<br />
Sehr umfangreiche Lernprozesse <strong>und</strong> erfolgreiche “Nachsozialisierungen”<br />
sollen nicht ignoriert werden. Karriereverläufe sind qua Adaption, Rollentraining<br />
<strong>und</strong> etwa entlang kompatibler institutioneller Leitplanken gelungen.<br />
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