Arbeiten und Lernen - ABWF
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lebnismäßige Verbindung zur Welt um uns. Deshalb ist gerade die sozialräumliche<br />
Auseinandersetzung <strong>und</strong> Aneignung “für den Aufbau der mentalen<br />
Bezugssysteme, die die persönlichen geistigen Landkarten repräsentieren”<br />
(Pöppel 1998, S. 466) essentiell. Dabei zählt zu den kognitiven Landkarten<br />
in der wissensbasierten Gesellschaft zunehmend auch ein lokales Lern<strong>und</strong><br />
Weiterbildungswissen. Indem mein “Alltagswelt-Wissen” (Berger/Luckmann<br />
1980, S. 46) nach Relevanzen gegliedert ist, enthält es sowohl<br />
ein Orientierungs- als auch ein Rezeptwissen dahingehend, wie sich <strong>Lernen</strong><br />
im Lebensvollzug realisieren lässt <strong>und</strong> wie hierfür sozialräumlich gegebene<br />
Infrastrukturen als Ressource genutzt werden können. Dieses lebenspraktisch<br />
bedeutsame Lernwissen ist höchst komplex. Es umfasst ein Know-how<br />
über die Initiierung <strong>und</strong> Realisierung von Kompetenzentwicklungsprozessen<br />
im weitesten Sinne <strong>und</strong> es gewinnt in der entstehenden Wissensgesellschaft<br />
in dem Maße an Bedeutung, wie <strong>Lernen</strong> als bewusste Aneignung <strong>und</strong><br />
Verarbeitung von Informationen zu einem elementaren Organisationsprinzip<br />
des sich komplexer darstellenden Alltags wird (Holzkamp 1995). Dabei<br />
steht im Vordergr<strong>und</strong> des <strong>Lernen</strong>s im Lebenszusammenhangs immer weniger<br />
ein abstrakter Wissenszuwachs, als vielmehr ein handlungsbezogenes, reflexives<br />
<strong>Lernen</strong>, dass auf die aktive Mitgestaltung von Lebens- <strong>und</strong> Arbeitssituationen<br />
ausgerichtet ist. Wenngleich <strong>Lernen</strong> aus dem aufgezeigten Blickwinkel<br />
von Lebensführungs(arbeit) weitgehend außerhalb organisierter<br />
Lernkontexte – mithin selbstgesteuert – erfolgt (Kirchhöfer 2000), ist davon<br />
auszugehen, dass der oben eingeführte Begriff des lokalen Lern- <strong>und</strong> Weiterbildungswissens<br />
insbesondere eine virtuelle Vorstellung darüber enthält,<br />
wie sich bei komplexeren Vorhaben von Kompetenzentwicklung Lernunterstützung<br />
<strong>und</strong> Bildungssupport vor Ort organisieren lassen.<br />
Hier erhebt sich allerdings eine Reihe empirisch ungeklärter Fragen, die im<br />
Rahmen eines Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprogramms an zentraler Stelle<br />
aufgenommen werden müssten. So ist eine große Frage, was wir eigentlich<br />
von den heutigen Lernerinnen <strong>und</strong> Lernern wissen <strong>und</strong> inwiefern die Aktualisierung<br />
von Bildungshandeln über die lebenspraktische Eigenlogik sozialer<br />
Milieuzugehörigkeit vermittelt ist. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sind das <strong>Lernen</strong><br />
jenseits der organisierten Weiterbildung sowie die Vernetzung unterschiedlicher<br />
Lern- <strong>und</strong> Wissensformen noch die großen Unbekannten. Indem das<br />
Erkenntnisinteresse an neuen Lernkulturen nicht zuletzt auf den Aspekt von<br />
Passung <strong>und</strong> Anschlussfähigkeit für neue Lern- <strong>und</strong> Lebensformen abzielt,<br />
benötigen wir mehr als ein bloß auf Einzelfallstudien basierendes Wissen.<br />
Und eingedenk der geringer werdenden Halbwertzeit von Adressaten-, Teilnehmer-<br />
<strong>und</strong> Lehr-/Lernforschung ist vor allem ein zeitnahes Wissen gefragt.<br />
Es hat sich in seinem Evaluations- <strong>und</strong> Anwendungsbezug an der Erwartung<br />
messen zu lassen, erstens dass lebensbegleitendes <strong>Lernen</strong> (auch) als<br />
Teil des gesellschaftlichen, regional strukturierten Innovationssystems<br />
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