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Arbeiten und Lernen - ABWF

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ter Anbieter, die Eltern zu enormen Bildungsinvestitionen zwingen. Der<br />

Weiterbildungsmarkt wird durch eine Vielzahl privater Träger bestimmt.<br />

Privatuniversitäten oder Privatgymnasien erleben einen Ansturm von Bewerbern,<br />

die in den Einrichtungen einen höheren Bildungsanspruch garantiert<br />

sehen. Universitäten erhalten ihre Evaluierungen oder ihr Ranking nach<br />

dem erwirtschafteten Anteil an Drittmitteln oder den verkauften Patenten.<br />

Die Diskussion um die Studiengebühr reißt nicht ab, Familien suchen auf den<br />

Kapitalmärkten nach Finanzierungsformen von Bildung, deren harmloseste<br />

die Bildungsversicherung <strong>und</strong> das Bildungssparen darstellen, <strong>und</strong> selbst das<br />

BAFÖG kann den Charakter als allerdings zinslosen Bildungskredit nicht<br />

verbergen. Über Bildung zieht sich nahezu unmerklich ein Gespinst ökonomischer<br />

Operationen, das Bildung alle Merkmale von Eigentum gibt (Lohmann<br />

1999). Mit einer solchen Feststellung sind allerdings auch eine Reihe<br />

von Missverständnissen verb<strong>und</strong>en:<br />

Erstens: Der als Übergang zur Selbstorganisation der Bildung beschriebene<br />

Prozess erhöhter individueller Verantwortung für die Gestaltung des persönlichen<br />

Bildungswegs schließt nicht mit Notwendigkeit die Privatisierung der<br />

Bildungsbereiche ein <strong>und</strong> auch die Tatsache, dass Bildungsanstrengungen,<br />

-aufwendungen, -strategien der stärkeren Ökonomisierung unterworfen werden,<br />

bedeutet noch nicht, sie zu privatisieren <strong>und</strong> Bildung dem freien Spiel<br />

der Marktkräfte zu unterwerfen. Individualisierung als sozialisatorischer<br />

Prozess der Selbstbestimmung, Selbststeuerung <strong>und</strong> Selbstorganisation von<br />

Bildung, Ökonomisierung als effizienzorientierter Prozess der Aufwand-Nutzen-Rechnung<br />

<strong>und</strong> Privatisierung als Übergang von Bildung aus<br />

einem Besitz- in einen Eigentumsstatus <strong>und</strong> in die Warenförmigkeit sollten<br />

unterschieden werden.<br />

Zweitens: Auch der vermeintliche <strong>und</strong> wohl in manchen Bereichen ebenfalls<br />

notwendige Rückzug des Staats, wie z. B. aus der staatlichen Aufsicht in der<br />

zweiten Phase der Lehrerbildung, bedeutet noch nicht, die Privatisierung von<br />

Bildung zu bejahen. Offensichtlich wird von prostaatlichen Bildungsstrebungen<br />

der öffentliche Raum von Bildung unterschätzt oder von vornherein<br />

bestimmten sozialen Interessengruppen zugerechnet. Sponsoring muss noch<br />

nicht eine Interessendominanz bewirken, wenn die Öffentlichkeit die Kontrolle<br />

behält. Ein sich selbstorganisierender Wettbewerb zwischen Bildungseinrichtungen<br />

um den Ruf, eine selbstbestimmte Serviceleistung der Universität<br />

als sog. Outputorientierung oder selbstgesteuerte Effektivitätsprüfungen<br />

sind auch für staatlich verantwortete Bildungseinrichtungen denkbar.<br />

Stiftungen als öffentlich kontrollierte Träger von Bildung können ein hohes<br />

Maß an Partizipation sichern, regionale Bildungsverbünde interessante<br />

Mischformen staatlicher, öffentlicher <strong>und</strong> privater Verantwortung hervorbringen<br />

<strong>und</strong> die sich in den neuen B<strong>und</strong>esländern entwickelnde informelle,<br />

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