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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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Sommer 1917 im Besitz der alleinstehenden Frau Dr. Sternbach<br />

- einer sehr guten Bekannten des Vorarlberger Grenzschutzkommandanten<br />

Oberstleutnant Lucki - fast eine halbe Tonne Lebensmittel,<br />

unter anderem "130 Kilogramm Zucker, 65 Kilogramm<br />

Mehl und 36 Kilogramm Butterschmalz". 383 Zum Vergleich: Die<br />

allgemeine Wochenration betrug damals pro Kopf sechs Dekagramm<br />

Fett. 384 Frau Dr. Sternbach wäre also - so sie sich an die<br />

offizielle Quote gehalten hätte - elf Jahre und sechs Monate mit<br />

Butterschmalz versorgt gewesen.<br />

Auf der anderen Seite kam es bereits Anfang 1916 zu kleineren<br />

Krawallen, da einfach nicht genügend Brot - beziehungsweise dessen<br />

fädenziehendes, nasses ErsatzprodiIkt 385 - vorhanden war.<br />

"Es sammelte sich vor jedem Bäckerladen ", berichtete der Vorklöstner<br />

Korrespondent der 'Wacht', "täglich eine ziemliche Menge<br />

von Frauen und Kindern an und herrschte dabei ein beängsti-<br />

104 gendes Gedränge. Ein paar Frauen wurden ohnmächtig, anderen<br />

Frauen wurden die Kleider zerrissen. Ein förmlicher Kampf ums<br />

Brot! Stundenlang mußten viele nach Brot heischende Frauen und<br />

Kinder auf der Straße warten, und eine erkleckliche Anzahl mußte<br />

ohne Brot wieder den Heimweg antreten, um am nächsten Tag den<br />

Kampf aufs neue wieder zu beginnen und oft wieder mit dem gleichen<br />

Ergebnis: Kein Brot! "386<br />

Da die hungernden Leute zur Erntezeit über Äcker und Obstkulturen<br />

herfielen, stellten die Gemeinden bewaffnete Feldwachen<br />

auf/ 87 wie sie früher nur in einigen 'welschen' Fabriksdärfern eingesetzt<br />

wurden.<br />

"Im letzten Kriegsjahr mußte die Statthalterei feststellen, daß sich<br />

die Fälle mehrten, in denen Personen durch den Schußwaffengebrauch<br />

der Feldhüter verletzt oder getötet wurden, obwohl von<br />

den Waffen nur zur Notwehr Gebrauch gemacht werden durfte. "388

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