"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

hann Baptist Kalb, der sich mit seiner direkten Art nicht wenige
Feinde im Dorf geschaffen hatte, wäre solches schwer vorstellbar
gewesen.
Ein interessantes Ergebnis bringt die Analyse der Landtagswahl
von 1909, bei der in zwei Kurien abgestimmt wurde. Im Landgemeinde-Wahlkörper
votierten 55 Personen oder 15,5 Prozent, in
der Gemischten Wählerklasse 125 Männer und Frauen oder 41,8
Prozent für die Sozialdemokratie. Damit lag die Gemeinde hinsichtlich
der Stärke der nichtproletarischen sozialdemokratischen
Wähler beträchlich über dem Vorarlberger Durchschnitt. Während
zum Beispiel in der Nachbargemeinde Rieden-Vorkloster 96,9 Prozent
der sozialistischen Stimmen auf die Gemischte Kurie entfielen,
betrug der entsprechende Satz in Hard lediglich 69,4 Prozent.
Anders gewendet: Während in Rieden-Vorkloster nur 7 Wähler mit
mittlerem oder gehobenem Einkommen sozialistisch wählten, wa-
190 ren dies im bedeutend kleineren Hard 55. Man wird nicht fehl in
der Annahme gehen, daß es sich dabei vielfach um die einkommensteuerpflichtigen
selbständigen Sticker gehandelt hat.
Der wirtschaftliche Zusammenbruch der Firma 'Jenny' im Jahre
1913 und der Ausbruch des Weltkrieges rissen die Harder Sozialdemokratie
nach 1914 in eine schwere Krise. Viele Facharbeiter,
aber auch große Teile der italienischen Kolonie verließen die Ortschaft.
Damit nicht genug, zog die allgemeine Mobilisierung dann
auch noch die letzten Genossen aus der Gemeinde ab. Selbst ältere
Männer wurden zu den Waffen gerufen. '''Weil ich Sozialist war',
erzählte Johann Baptist Kalb, 'mußte ich mit 48 Jahren noch einrücken.
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